Sonntag, 4. November 2007

E-Herd, Fenster und Wein

Die Überschrift sagt es bereits – seit ein paar Tagen haben wir endlich einen Herd. Wieso? werden sich da sicher einige Leute fragen. Haben die nicht den vielgepriesenen Holzherd? Klar, haben wir und den geben wir auch nicht mehr weg, aber für Aufläufe, Janssons Frestelse(lecker), selbstgebackenes Brot  Brötchen und Kuchen brauchen wir einen Backofen. Und im Sommer wollen wir den Holzofen auch nicht gern anmachen. Deshalb kauften wir letzte Woche per Internet einen Herd. Der wurde auch umgehend geliefert – bis in die Hütte!

Das ist nun schon das 2. Mal, dass eine große Lieferung unmittelbar zu uns in den Wald geliefert wurde. Nur Pakete aus Deutschland werden zu Fuß geliefert und sind schon mal 3-4 Wochen unterwegs.

Heute waren wir etwas nachlässig auf der Baustelle und sind schon 16 Uhr in die Hütte gegangen. Es gab auch einen Grund: der angesetzte Preisselbeerwein musste abgezogen werden. Da ist es unvermeidlich, dass ein paar Probetropfen im Mund desjenigen landen, der an dem Schlauch zum Abziehen saugt. WAHNSINN! Wir hatten auf das Mittagessen verzichtet und so konnte der Alkohol sich im leeren Magen voll entfalten. J

Das ist eher ein Likör, als ein Wein! Leider sind es nur 5 Liter. Aber dafür ist es ja auch nur die Nullserie. Nächstes Jahr schlagen wir bei den Preisselbeeren richtig zu. Genug davon gibt es ja.   

Dem nächsten großen Ziel am Anbau – der vollständigen Isolierung, damit die Waschmaschine betrieben werden kann und die Toilette nicht einfriert, sind wir heute ebenfalls einen wichtigen Schritt näher gekommen. Die Wände sind isoliert und alle Fenster sind eingebaut. Jetzt sieht die Hütte schon richtig knuffig aus. Was für ein Spaß!

Da wir es uns momentan nicht leisten können, das Tempo rauszunehmen, sind wir inzwischen körperlich etwas angegriffen. Die Loggerin plagt sich mit einer Sehnenscheidenentzündung herum und ich kann morgens meine Hände nicht mehr zur Faust ballen, das tut einfach nur abartig weh. Ein Tag in einer warmen Thermalquelle wäre jetzt das Allergrößte. (Wären wir doch bloß nach Island gezogen!)

Aber Ruhe gibt’s im Winter sicher noch genug und entscheidend ist schließlich, dass wir im Kopf langsam klar werden.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Ein Lebenszeichen

Lange nichts von uns gehört. Das tut uns leid. Aber wir wissen im Moment wirklich nicht, wo unten und oben ist. Mal wieder hat jede Aufgabe Prio 0. Macht man das Eine, klemmts beim Anderen.

Ein Beispiel: Es ist ungeheuer wichtig, dass die Dachpappe bei jeder Bahn, alle 10cm im Zickzack genagelt ist und dass die Windpappe, die um den ganzen Anbau herum getackert ist, Halt und Sicherheit durch die Paneele bekommt. Andernfalls reicht eine bösartige Böe und es zerfetzt die Windpappe bzw. die Dachpappe wird vom Dach geweht. Also arbeiten wir mit Hochdruck jeden Tag, an dem das Dach nicht nass oder voller Reif ist am Dach. Danach geht es mit dem Paneele anbringen weiter. Damit sind wir schon fast fertig. Nur der Giebel fehlt noch. Da steckt aber auch die meiste Bastelarbeit drin.

Dann ist da ja noch das Wasser. Der Brunnen ist gebohrt. Jetzt muss für die Wasserleitung ein Graben vom Anbau bis zum Brunnen gegraben werden BEVOR der Frost den Boden unzugänglich macht. Das Wasser können wir aber erst dann nutzen, wenn der Anbau isoliert ist, weil uns sonst bei Frost die Wasserleitung ebenfalls einfriert.

Also muss der Anbau dringend isoliert werden und die Fenster müssen eingebaut werden. Aber vorher streichen. Dreimal. Grundöl, Zwischenfarbe, Endfarbe.

Alles ist wichtig.

Zu dumm, dass wir aber auch noch 10 Kubikmeter Brennholz auf dem Grundstück liegen haben, das in Stücke gesägt, gespalten und gestapelt werden muss. Sicher, das Holz ist fürs nächste Jahr und hätte eigentlich Zeit. Eigentlich. Wir spalten mit einer Hydraulikspaltmaschine, die am Traktor von Persson befestigt ist. Also steht Perssons Trecker seit mehr als einer Woche bei uns herum. Eigentlich kein Problem. E… (ihr wisst schon). Aber Persson fährt den Schneepflug und der wird an seinem Traktor befestigt. Der Pflug muss also VOR dem Schnee noch am Traktor befestigt werden. Schneien soll es ab Freitagnacht. Und zwar heftig.

Dann kommen noch Leute vorbei, die sagen: „Schönes Vordach an deinem Anbau! Aber du musst es noch unterstützen, sonst bricht die Schneelast das Dach herunter.“  Andere meinen, dass wir dringend noch das Dach mit Schindeln decken sollten…

Die Liste der zu erledigenden Aufgaben ist noch viel, viel länger.

Wir wollen auch nicht jammern, weil eigentlich jede dieser Aufgaben an sich Spaß macht. Wir bitten bei euch nur um etwas Verständnis, wenn wir uns momentan ein wenig rar machen.

Ansonsten ist es a…dunkel. Sonnenuntergang ist momentan 16 (in Worten sechzehn!!!) Uhr. Das Wetter ist einzigartig. Starker Wind. Regenschauer. 0,8 Grad. Da macht das Holzspalten echte Freude! Und es sind noch knapp 2 Monate, bis überhaupt erstmal Wintersonnenwende ist. Da ziehe ich den Hut vor dem Arzt aus der Auswanderersoap, der nach Pajala am Polarkreis gezogen ist! Dafür ist es jetzt in unserer kleinen Hütte so richtig gemütlich. Die, die schon mal hier waren, wissen, was wir meinen. Der Ofen bullert, die Katze pennt friedlich (wenn sie es nur öfter tun würde!).

Apropos Katze: demnächst werden wohl die Umweltschützer vor unserem Grundstück protestieren. Noch ein paar Jahre und die gewöhnliche Spitzmaus ist hier oben vom Aussterben bedroht. Täglich schleppt Gismo jetzt eine Maus an. Manchmal sogar 2 Mäuse an einem Tag. Dann spielt er mit ihnen, bis die Mäuse ihre Zunge verschlucken, weil sie mit den Spielregeln nicht einverstanden sind. Anschließend sind die Dinger für Gismo uninteressant und sie bleiben vor der Anbautür liegen bis der Bestatter (ich) kommt und sie mit kühnem Schwung der Schaufel in den Wald befördert.

Bitte also nicht böse sein oder abtrünnig vom Blog werden. Wir stellen auch bestimmt bald wieder ein paar schöne Bilder ins Album. Als Entschädigung sozusagen.     

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Die magische 58

Nach 58 Metern war es soweit – unser Brunnenbohrer stieß auf Wasser! Endlich! Wir haben die letzte der 3 Aufgaben für dieses Jahr im wesentlichen Teil erfüllt – Abwasser, Anbau, Wasser.

Nachdem wir am Montag vergeblich auf den Brunnenbohrer gewartet hatten, glaubten wir schon gar nicht mehr daran, dass es ihn gibt. Am Dienstag kam er dann plötzlich. Ein im Übrigen sehr netter und lustiger Kerl.

Er brachte sein riesiges Auto in Stellung, was uns natürlich ca. 10 Meter Schafweidezaun und 3 junge Bäumchen kostete, aber was soll’s – ein bisschen Schwund ist immer. Dann warf er die Maschine an und es war vorbei mit der Ruhe. Am Ende des Tages waren 31 Meter gebohrt und der Wald hinter unserem Haus sah aus, wie im Winter – alles voller weißem Gesteinsmehl und nicht zu knapp.

Heute Morgen wurde der Lärm um 7:30 fortgesetzt. Vorsorglich waren wir mal wieder 6:00 aus dem Federn gekrochen. Da ist es hier noch stockdunkel. BRRRR!

Ab und zu schaute ich um die Ecke der Baustelle zu ihm und frage: „Hitta du vatten?“ (Wasser gefunden) und er antwortete schmunzelnd: „Nej! Ta det lungt!“ (Nein, bleib locker!).

Auf einmal wurde er etwas hektischer in seinen Bewegungen und der Staub, der abgeblasen wird, verfärbte sich dunkel. Sein Blick hatte etwas von einem Angler, der einen Biss an der Angel hat. (Ich persönlich kenne nur den Anblick ANDERER Angler.) Dann quoll etwas aus dem Rohr, das entfernt an Hefeteig erinnert. (Natürlich VOR dem Backen). Da blieb dann auch der Bohrmeister nicht locker, sondern haute mir auf die Schuler und grinste breit.

Wir haben es geschafft! Wahnsinn. Die Freude ist riesengroß! Nicht zu glauben, dass wir erst reichlich 3 Monate hier sind und jetzt ist auch noch die letzte Hürde genommen.

Klar, fertig sind wir noch lange nicht. Das wird auch noch viel, viel Arbeit geben. Aber das Wetter kann uns nicht mehr besonders ärgern oder uns zum Abbruch der Arbeiten zwingen.

Weihnachten duschen klingt so langsam realistisch.

Ganz „nebenbei“ haben wir heute damit begonnen, die Paneele an der Außenwand anzubringen. Gleich das nächste tolle Erlebnis. Die Hütte sieht plötzlich nach einer Hütte aus.

Die Loggerin streicht schon fleißig Fenster und in 4 Wochen wird die Außentür geliefert. Spätestens dann ziehen wir mit unserer Campingtoilette in den Anbau um. Denn dort wird es dann hoffentlich wärmer sein. Aber auf jeden Fall frostfrei. Was wirklich nett ist.

Hier in Schweden kann man übrigens WC-Sitze aus Styropor kaufen – nicht lachen!  

Sonntag, 21. Oktober 2007

Mal wieder: "Eigentlich"

Eigentlich sollte es ein etwas ruhigerer Tag werden – immerhin ist ja Sonntag und seit vielen Tagen haben wir uns keine Pause gegönnt, um den Anbau dicht zu bekommen. Jetzt haben wir das geschafft und könnten ja wenigstens einen Gang runter schalten. Eigentlich.

Am Morgen schaffen wir es nicht, einfach mal NICHT zur Baustelle zu gehen. Wenigstens die Sparren für das Vordach einbauen und etwas Isolation anbringen! Gegen 14 Uhr räumen wir die Baustelle auf und bereiten das Essen vor.

Wie immer während des Essens hupt es – Persson ist draußen. Kauend und dabei leicht stöhnend gehe ich zur Tür, um zu sehen, was es gibt. Der gute Kerl hat 3 Barsche gefangen und will sie uns nicht nur schenken, sondern auch noch selbst ausnehmen. Frierend stehe ich daneben, während er die armen Fische bei lebendigem Leib, unbetäubt, enthäutet. Irgendwie war ich froh, dass Fische keine Stimmbänder haben.

Vor langer Zeit sagte mal jemand zu uns, dass nach der Jagd hier oben im Wald „tote Hose“ ist. Und irgendwie hatten wir uns genau darauf gefreut. Seltsamerweise stimmt das aber nicht, denn während ich noch bei Perssons grausamen Folterritual zuschaue, biegt ein weiterer Volvo in unsere Einfahrt ein. Einer der „Wochenendler“ hat seine Hütte winterdicht gemacht und kommt, sich zu verabschieden.

Drinnen steht mein Mittagessen und wartet auf mich.

Vor einer Woche fragte mich Persson, ob ich Brennholz brauche. Sicher! Der nächste Winter kommt bestimmt! Vor kurzem wurde bei uns in der Nähe ein Stück Wald gerodet und die Harvester haben die Birken, die zwischen den Kiefern standen auf einen separaten Haufen gestapelt („gepoltert“ heißt es wohl richtig). Da liegen also ca. 10 Kubikmeter (!) Birkenholz, die wir für beinahe „Umme“ bekommen können. Das reicht uns für 2 Winter!

Ich frage Persson heute, wann wir den Trecker umrüsten, um das Brennholz (die Schweden haben sogar ein separates Wort dafür „ved“) zu holen. Er denkt kurz nach und sagt: „Jetzt!“.

Also rüsten wir den Traktor um und hängen den Hänger an. Da sagt Persson zu mir: “Wenn wir schon so weit sind, wollen wir da nicht gleich das Holz holen?“ Klar! Eigentlich wollte ich heute mal ausruhen. Eigentlich.

Also tuckern wir los und schaffen die Hälfte des Holzes nach Hause. (Bild folgt bald.)  Inzwischen ist es sechs Uhr und es wird dunkel. Persson lässt seinen Traktor samt Hänger gleich bei uns stehen, damit wir morgen das Holz klein sägen können und die nächste Fuhre holen. Dann schlägt der alte Gauner vor, dass wir doch ein „Pilsner“ trinken sollten. Er tippt, dass wir noch ein paar Vorräte deutsches Bier da haben und trifft ins Schwarze. Wir haben!

Zu dritt trinken wir jeder ein gutes deutsches Pilsner, was nach der schweißtreibenden Arbeit einfach genial ist. (Neulich sah ich auf einem Foto einen sehr alten Freund von mir, wie er mit seinem Sohn und seinem Vater mit je einer Flasche Bier in der Hand in der Sonne saß und ich musste eine Weile nachdenken, um zu begreifen, dass es normalerweise kein Luxus ist, einfach so ein gutes Bier zu trinken. Hier schon.)  

Wir sind von soviel Hilfsbereitschaft sehr begeistert! Es ist sein Diesel, sein Traktor und seine Zeit, die Persson hier investiert. Als er dann fragt, ob wir uns wenn er im Krankenhaus ist, um seine Pferde und seinen Hund kümmern können, sagen wir selbstverständlich zu.

Mir gefällt die Währung, mit der man hier bezahlt!           

 

Samstag, 20. Oktober 2007

Es darf jetzt schneien!

Geschafft!!! Das Dach ist endlich dicht! Mann, das war vielleicht nochmal ein Stress. Ausgerechnet beim Dachpappe nageln kommt wie aus dem Nichts ein Sturm auf.
Bisher hatten wir alle Bahnen auf dem Dach erst mit dem Tacker provisorisch geheftet, bevor wir sie mit Dachpappennägeln befestigten. Bei der vorvorletzten Bahn fährt uns eine Böe unter die Dachpappe und verquirlt sie auf dem Dach - kurz bevor ich sie anheften konnte. Die Bahn hatte ein wenig darunter gelitten, aber es ging noch.
Also nochmal das Ganze. Diesesmal heftete ich gründlicher. Als ich die Bahn fertig gelegt und den Rest der Rolle gerade die Leiter hinab trage, kommt eine neue Böe und kippt die Bahn nach oben um. Ich stehe mit der Rolle auf der Schulter zwischen Baum und Borke. Will nach oben, um die Bahn zu sichern und muss aber runter, die Rolle absetzen. Bange Sekunden. Ich steige so schnell es geht die Leiter herunter, reiche der Loggerin die Bahn und kraxle so schnell es die Sicherheit erlaubt wieder nach oben.
Ich übertreibe nicht, noch 2 Sekunden und ich hätte die Bahn erreicht - der Wind war schneller. Die Bahn wird gepackt und übers Dach geworfen, wo sie sich verheddert, verdreht und schließlich reißt. Mehrere Minuten stehe ich auf der Leiter und bin vor Wut kurz vorm Heulen. Aber es nützt nichts, wir brechen für diesen Tag die Arbeit ab. Der Wind wurde immer kräftiger und Nachschub an Dachpappe musste in der Stadt gekauft werden. So kurz davor, das Dach dicht zu haben und dann nachmittags um 4 Uhr aufhören. Das war bitter. Was wenn es in der Nacht regnet? Könnten wir am nächsten Morgen mit nassen Schalbrettern weiterarbeiten?
Zum Glück blieb es trocken und der Wind war am nächsten Morgen auch nicht mehr so schlimm. Dafür wehte er aus Norden und damit war es heftig kalt auf dem Dach. Aber alles lief dafür planmäßig. Am Abend hatten wir das Dach zugemacht. Ein schönes Gefühl.
Heute war dann die Windpappe dran. Jetzt sieht unser Anbau aus wie von einem trauernden Christo eingewickelt. Bis auf die Stirnseite ist die Hütte jetzt auch noch winddicht. Ab jetzt haben wir richtig gegen das Wetter gewonnen. Denn so geschützt kann ich drinnen bei jedem Wetter weiterarbeiten. 
Die Außenpaneele wurden auch schon geliefert. Also bekommt auch die "vindpapp" bald Schutz von Außen - und das Häuschen sieht bald auch aus wie ein Häuschen.
Übrigens haben wir unsere Postbox aufgegeben und besitzen jetzt einen Briefkasten im Wald. Nicht bei uns am Haus, aber auf halbem Weg in die Stadt. Nun sind wir nicht mehr an die Öffnungszeiten der Post gebunden und wir kommen fast immer am Briefkasten vorbei, wenn wir Erledigungen haben. Deshalb haben wir eine neue Postadresse- mal wieder - tut uns leid: Skinnaråsen 187, 79392 Leksand.
Unsere Katze hat inzwischen auch die 2. Maus gefangen und heute abend wurde er auch zum ersten Mal "verkloppt" - von Perssons Kater. Ein erfülltes Leben!    

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Erzwungener Blogeintrag

Da dachten wir nun, endlich streckt der Funkturm und seine Familie (mit Ziege???) verdientermaßen die Füße in den warmen Sand und lässt sich von beflissen Kellnern in der all-inclusive-Anlage auf Malle einen Caipi nach dem anderen bringen und wir können hier ungestört unsere First-Class-Suite in den Wald setzen ohne jeden Abend herumbloggen zu müssen, weil es ja sonst keiner liest. Aber dann! Wir bekommen direkt aus Mallaorca einen auf die Mütze, weil wir keinen Tätigkeitsbericht geschrieben haben. Fast wie in meiner alten Firma!

Und dann hat auch noch Einheitssoße kommentiert, was uns immer sehr freut.

Also überredet, auch wenn uns die Arme schon auf dem Fußboden hängen, hier der Bericht der letzten Tage:

Wie ihr euch denken könnt, dreht sich momentan alles um den Anbau, speziell um das Dach. Einmal hatte es uns schon in den Anbau geschneit, das sollte möglichst nicht noch mal passieren. Deshalb haben wir in Windeseile 7 Dachbinder hergestellt und auf das Dach gebracht. Darüber eine große Plane gelegt und das Dach war zunächst provisorisch dicht. Das war schon ein großer Schritt.

Seit Sonntag nageln wir, mit Unterbrechung, weil wir ein paar Termine in der Stadt hatten, an der Dachlattung. Stand heute fehlen uns noch 4 Lagen Rauhspund, dann ist das Dach fertig geschalt. Vielleicht haben wir morgen wieder einen Anlass für ein Gläschen Whisky, denn dann könnte das Dach eventuell wasserdicht sein.

Natürlich hat das Wetter versucht, uns in jeder Beziehung einen Strich durch die Rechnung zu machen. Am Sonntag hat es genieselt. Montag war Spitzenwetter, aber wir nicht auf der Baustelle. Und am Dienstag war es sehr wechselhaft mit kleinen Regenschauern.

Am Abend kam ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis knapp 50km/h auf. Wir saßen schon frisch gewaschen und im Schlafanzug in unserer Hütte. Aber die Plane draußen knallte fortwährend aufs Dach und zerrte an den Stricken, mit denen sie festgemacht war. Also entschlossen wir uns, noch mal raus zu gehen und die Plane vom Dach zu nehmen. Das war eine gute Entscheidung denn erstens hatten wir ca. 25 Quadratmeter weniger Segelfläche an Anbau und zweitens klarte es auf und das Holz konnte gut trocknen.

Seit heute gibt das Wetter seinen Kampf auf. Trockenes, sonniges, leicht windiges Wetter – und das soll bis mindestens Freitag so weitergehen. Leider sind die Temperaturen nicht so wie auf Mallorca. Höchstens 10 Grad.

Die Sonne steigt inzwischen schon nicht mehr weit über den Horizont und abends ist es spätestens um sechs zu dunkel und auch zu kalt, um draußen zu arbeiten.  

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Dem Elch am Bart gezupft

Vor ca. 4 Wochen kündigte sich der Winter mit ersten Schneeflocken an – heute schneite es fast den ganzen Tag. Schön fürs Gemüt, weil einem wirklich weihnachtlich zumute wird, aber schlecht für den Anbau. Der Wetterbericht hatte diesen Schnee zum Glück schon lange angekündigt, so dass wir gestern Abend die Baustelle noch sichern konnten. Leider hat die Zeit nicht gereicht, um alle Dachbinder fertig zu stellen und die Dachlattung aufzubringen. Aber noch 2 aufeinanderfolgende Tage ohne Regen oder Schnee und das Dach ist dicht. Das sollte doch zu schaffen sein, oder?!

Seit Montag ist die Jagd im Gange und uns fliegen hier fast die Kugeln um die Ohren. Wenn man mit dem Auto aus dem Wald fährt, sitzen alle 100m Jäger in den Anständen. Ein bedrohliches Gefühl. Ständig hört man auch Schüsse.

„Unser“ Jagdverein hatte bisher 3 Elche geschossen, die inzwischen „aus der Decke geschlagen“ sind. (So sagt man wohl, wenn das Fell abgezogen ist).

Heute kommt Persson gegen Vormittag aufs Grundstück und erzählt stolz davon, dass man einen kapitalen Elch geschossen hat. Also schnappe ich mir die Kamera und gehe zum Schlachthaus im Wald. Auf dem Weg dahin überholt mich der Tierkörpertransporter (ein Quad mit Hänger) und wirklich: ein riesengroßer Elch mit einem fetten Geweih liegt hintenauf!

Am Schlachthaus angekommen, bot sich mir ein grausiger Anblick: die abgetrennten Schädel und die Beine der bereits gehäuteten Elche lagen einfach so in der Gegend herum.

Der frisch geschossene Elch dampfte aus dem Bauch. Da wo bis eben noch Eingeweide lustig vor sich hin blubberten ist jetzt ein großes schwarzrotes Loch.

Das muss einmal ein prächtiges Tier gewesen sein.Ca. 25-30 Jahre alt, erfahre ich als ich frage. Ich gehe ganz nah heran und zupfe zum ersten Mal im Leben einem Elch den Bart. Mir geht das „Adventsgedicht“ von Loriot durch den Kopf: „Behutsam legt sie Glied auf Glied…“

Sofort machen sich die Jäger an die Arbeit und entfernen das Fell an den Beinen, damit der Elch an Fleischerhaken aufgehangen werden kann, während der Schütze seine Rolle als Held des Vereins sichtlich genießt und mit lauter Stimme (und auch schon etwas „stoned“) von seinem Treffer berichtet. Das genügt mir und ich verschwinde wieder.

Die Bilder gibt’s demnächst im Fotoalbum zu sehen. Wenn uns die Götter des Breitbandes mal wieder gnädig sind.

In der Zwischenzeit hatte es ca. 5cm geschneit. Also müssen Winterreifen auf unser Auto. Reifenwechsel „liebe“ ich schon seit meiner Armeezeit als Militärkraftfahrer. Glücklicherweise musste ich das in den letzten Jahren nicht mehr tun. Aber jetzt muss ich wieder und gleich kommt es richtig fies – der Schnee geht plötzlich in Regen über… Dann vergesse ich auch noch bei einem Reifen auf die Laufrichtung zu achten, merke es aber noch rechtzeitig. Also noch mal runter das Teil!

Nach einer Stunde bin ich nass bis auf die Unterhose – und das bei 1,2 Grad.

Gegen fünf Uhr reicht es mir. Ich verkrieche mich in die warme Hütte. Hier gibt es Feuer und warmen Tee.

Machen wir also Innendienst – genug Schreibkram ist schließlich liegengeblieben.

Montag, 8. Oktober 2007

Jagd in Dalarna

Was für die Kölner der Fasching (oder heißt das dort Fastnacht, sorry!) ist für die „Dalarnesen“ die Jagd. Neben Midsommar, Lucia, Weihnachten, Neujahr, Beginn der Eishockeysaison, Ende der Eishockeysaison und Ferienbeginn sozusagen DAS Ereignis.

Mir wurde tatsächlich die Ehre zuteil, an der Jagd teilnehmen zu dürfen. Also begann der Montag sehr, sehr früh. Draußen war es halbdunkel und bitterkalt, zumindest gefühlt. Nach einer Viertelstunde Autofahrt hatten wir unsere endgültige Schießposition erreicht und ich fragte mich, wie ich in dieser abartigen Kälte die nächsten Stunden überleben sollte.

Zum Glück versorgte mich Persson, neben dem ich im Schießstand saß, mit Essen und heißem Wasser (!) zum Trinken.

Ansonsten ist Jagen wie Angeln ohne Wasser – zumindest für die Leute, die mit mir zum Jagen oder Angeln gehen: es ist wunderschön in der Natur zu sein, es ist sagenhaft still und man kommt zur Ruhe – aber sonst passiert auch weiter nichts. Ich hatte es befürchtet!

Aber auch jagdklubweit war es ruhig dieses Jahr. Nur zweimal hörten wir einen Schuss. Wie Persson erklärte, liegt das an der gewachsenen Wolf-Population… Schön, dass mir die Wölfe argumentativ weiterhelfen!

Auf dem Weg zurück zum Jagdklub hörten wir, dass ein Mitglied eine Elchkuh geschossen hat. Die Freude bei allen Beteiligten war groß. Tatsächlich dauert es auch nicht lange bis die „Elchin“ auf einem Hänger mittels Quad ins Schlachthaus gebracht wurde. Dort bleiben alle erlegten Tiere bis zum nächsten Sonntag hängen und werden dann zerlegt. Die Eingeweide werden übrigens vor Ort im Wald entnommen und liegengelassen.

Am Nachmittag kam ich völlig durchgefroren daheim an und nach Kaffee und Kuchen begann die 2. Schicht auf der Baustelle. Der Druck das Dach zu schließen ist jetzt enorm, denn für Donnerstag und Freitag ist Schneefall vorhergesagt.

Welches Glück, dass wir momentan Besuch haben. Die beiden „Franken“ sind da! „Franke1“ ist gekommen, um sich ihr Geburtstagsgeschenk von Mama persönlich abzuholen und hat „Franke2“ mitgebracht. „Franke2“ ist mir auf der Baustelle eine gute Unterstützung.

So haben wir diese Woche einen Mix aus Familienfeier, Jagdstimmung und Baustellenfeeling. J   

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Aliens im Gatukök

Gestern konnten wir das wunderbare Wetter, das wir zur Zeit hier haben leider nicht nutzen, da ich einen Termin in der Stadt hatte. Da der Tag deshalb zum Bauen schon zu zerpflückt war, sind wir nach Falun gefahren. Dort kauften wir 3 kleine Fenster für unseren Anbau und tankten billig. Anschließend taten wir etwas, vor dem jeder Reiseführer für Schweden warnt: wir gingen in einen Imbiss, die heißen hier Gatukök (also etwa Straßenküche) um eine Wurst zu essen. Hinter dem Tresen stand etwas, dass mich entfernt an den Waffenverkäufer von „Man in Black“ erinnerte. Ihr wisst schon, der Typ, dem immer der Kopf weggeschossen wird und der dann nachwächst. Dieses außerirdische Etwas bat ich im wohlerprobten Schwedisch nach 2 Würsten. Worauf er mich anschaute, als hätte ich gefragt, ob ich seine Großmutter mariniert als Brotaufstrich bekommen könnte. Ich wiederholte den Satz, den ich von allen Sätzen bisher am meisten gesprochen hatte: „Dvå korv med bröd, tack!“ und allmählich dämmerte ihm was unser Begehr’ war, denn er drehte kommentarlos ab und kümmerte sich um seinen Herd. Nachdem die Würste lang genug gebraten hatten, stellte er mir die Frage, wohin er mir das Zeugs denn schieben sollte. Oder so etwas Ähnliches. Ich konterte geschickt mit „Senf“,natürlich auf Schwedisch, und – er verstand. Anschließend bedankten wir uns artig für die großzügige Bedienung und verließen fluchtartig die Örtlichkeit. Als meine Magenschleimhäute den ersten Angriff überstanden hatten sagte ich mir, dass, wären wir in einem Quentin-Tarantino-Film ich jetzt eigentlich noch einmal zurück in die Gatukök gehen müsste und die Bedienung kommentarlos erschießen. Leider war es kein Film, wie mir mein Magen mitteilte. Also, liebe Schwedenbesucher, nehmt die Warnung vor den Gatuköks ernst! Es sind Aliens, die da braten!

Aber der Tag hatte noch Gutes mit uns vor. Die nächste Station war eine Versicherungsanstalt, bei der wir unser Auto versichern lassen wollen. Mir war etwas flau bei dem Gedanken an die vielen Fragen, die uns dort sicher gestellt werden würden.

Wir gehen in die Versicherung rein und werden fast direkt bedient. Das läuft hier etwa so wie am Bankschalter – alles im Stehen. Der Versicherer fragt, nach der registeringsnummer, dass ist das Kennzeichen unseres Autos , tippt das in seinen Computer ein – und weiß Bescheid, was wir für ein Auto haben, wie der TÜV darüber befunden hat, usw. Als nächstes fragt er nach der Personennummer und sagt uns danach unsere Namen. Toll. Willkommen in Schweden! Danach fragt er nach der Dauer des Besitzes des Führerscheins, dann fragt er uns, ob wir mit dem Preis einverstanden sind – wir sind – und das wars! Ab diesem Moment ist unser Auto in Schweden versichert. Wir brauchen nichts zu zahlen, das wird später per Rechnung erledigt. Die Zulassungsbehörde bekommt die Daten per EDV und wir erhalten bald die Steuermarke per Post und können unser schwedisches Kennzeichen spazieren fahren.

Auf dem Heimweg kaufen wir noch in einem Riesensupermarkt preiswert ein und befreien dann Gismo aus seiner Einsamkeit.

Heute konnten wir das Wetter gut nutzen und haben den ganzen Tag am Anbau geschafft. Am Abend kommt Persson vorbei und bringt uns 2 fangfrische, schöne Barsche, die wir uns auch sofort in die Pfanne hauen.

Dienstag, 2. Oktober 2007

IKEA und der Wald

Als Unterbrechung vom tagtäglichen Baustelleneinerlei (Achtung, Ironie höchsten Grades) und als Vorbereitung auf die Jagd, war ich heute mit unserem Nachbarn Persson auf dem Schießstand. Wir hatten zwei Gewehre mit Zielfernrohr mit, die Persson justieren wollte. Ich durfte auch schießen.

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal richtiges Kaliber scharf geschossen habe, aber höchstwahrscheinlich ist das über 20 Jahre her und es war eine Kalaschnikow, mit der ich damals schoss. Vom Rückschlag her ist der Vergleich zur „Kaschi“ gar nicht weit weg. Einmal hätte ich mir fast ein blaues Auge am Okular geholt.

Ich möchte jedenfalls kein Elch sein, zumindest nicht nächste Woche!

Ganz blöd habe ich mich nicht angestellt. Die Scheibe habe ich auf 80 Meter jedes Mal getroffen und mit der Remington sogar einmal eine 9.

Danach haben Kathrin und ich weiter an der Baustelle gebastelt.

Das Ständerwerk entwickelt sich und man kann sich jetzt schon vorstellen, dass das mal ein Haus wird. Die Arbeit macht einfach nur einen Riesenspaß. Anders kann man es nicht beschreiben. Endlich wieder den Klüpfel und die Kataba in der Hand zu halten und etwas zu erschaffen, dass ist unglaublich genial!

Vor einiger Zeit haben wir eine Arbeitsplatte und Zubehör im Internet bei IKEA bestellt und Anlieferung erwünscht. Letzten Samstagnachmittag (!) erhielten wir einen Anruf von IKEA, dass die Ware diese Woche ausgeliefert wird. Ich war allerdings sehr, sehr skeptisch, ob IKEA wirklich bis zu uns in den dunklen Wald liefert. Sie tun es! Statt, wie eigentlich in Schweden üblich, die Ware an der nächsten Tankstelle „abzukippen“ und eine Postbenachrichtigung zu schicken, dass man seine Ware dort abholen kann, rief mich am Nachmittag die Fahrerin eines Trucks an und fragte, wie sie um Gottes Willen uns finden soll. Nach 2 weiteren Telefonaten tauchte sie wirklich vor unserer Einfahrt auf und übergab uns unsere Lieferung…   

Samstag, 29. September 2007

Sauwetter

Eigentlich sollte der Blogeintrag heute „Bauwetter“ und nicht „Sauwetter“ heißen, aber der Nieselregen von heute morgen steigerte sich im Laufe des Tages zum Starkregen. Weiterarbeiten nach dem Mittagessen wäre nur noch mit dem Schnorchel möglich gewesen. Da ich meine aufblasbaren Schwimmärmel nicht finden konnte, fiel der weitere Einsatz ins Wasser. Schade. Ich war mächtig motiviert und hatte so ein „LEGO/IKEA-Gefühl“ in mir. Umsonst.

Stand 19:00 hatte es 20 Liter/ Quadratmeter geregnet. Das ist seit wir hier wohnen der Rekord. Wie ich gehört habe, regnet es in einigen Teilen Deutschlands auch permanent.

Nächste Woche stehen einige Termine an, so dass wir nicht jeden Tag kontinuierlich am Anbau arbeiten können. Hoffen wir einfach, dass noch ein paar schöne Tage kommen.

Na, wer hat den Bericht über Dalarna und das Siljangebiet gestern im Hessischen Fernsehen gesehen? Wir leider nicht. Aber wir haben uns vom Inhalt berichten lassen.

Wie die Dinge doch manchmal zusammenpassen. Kann sich jemand an die Bäuerin aus der Sennerei (fäbod) in Skallskog erinnern, die im Film vorgestellt wurde? Sie hieß Land Alice und ist die Frau, zu der mich Persson gleich in der ersten Woche mitnahm, die uns diese herrlich gelbe Butter verkaufte und die uns beim „Tag des Bauernproduktes“ in Leksand wiedererkannte und so herzlich begrüßte. Jetzt habt ihr sie sogar gesehen. Das freut uns!   

Donnerstag, 27. September 2007

DDC 557

Die Überschrift ist kein Code – das ist unser neues Kennzeichen! Die Nummernschilder wurden uns heute vom Vägverket, der schwedischen Straßenverkehrsbehörde per Post zugesandt. Zusammen mit der schwedischen Zulassung und dem schwedischen Fahrzeugbrief. Allerdings dürfen wir damit noch nicht herumfahren. Vorher müssen wir das Auto noch versichern lassen. Anschließend informiert die Versicherung das Vägverket und wir bekommen eine Art Steuerplakette zugesandt. Diese wird von uns aufs Nummernschild geklebt und das war’s dann. Fast. Danach muss das Auto noch in Deutschland abgemeldet werden, sonst versteuern wir den Wagen zweimal. Was bei einigen Deutschen, die wir kennenlernten dazu führte, dass man auf die schwedische Botschaft nach Stockholm fahren musste, um sich dort für die deutschen Behörden bescheinigen zu lassen, dass der Wagen nach Schweden umgemeldet ist. Ein langer Weg dafür, dass man in den Vereinigten Staaten von Europa lebt, oder?

Draußen ist es schon fast dunkel (knapp 19:00 Uhr), es ist windstill und unsere Birken nadeln gewaltig.

Auf der Bank haben wir heute für Arbeit gesorgt, als wir unsere Personennummern bekanntgaben, Postanschriften korrigieren ließen, Kathrins Nachnamen ändern ließen, eine EC-Karte für Kathrin beantragten und zuletzt noch jeweils eine sogenannte ID-kort, eine Art schwedischer Personalausweis beantragten. Wir hatten Glück mit unserer Bedienung. (Der Viel-Leser weiß, dass das nicht immer so ist.) Sie fährt am Samstag für 2 Wochen nach Deutschland – in die Alpen. Entsprechend dienten wir als Urlaubseinstimmung und das wirkte sich auch auf die Erledigung dieser Aufgaben aus. Alles wurde in die Wege geleitet. Außer meiner ID-kort. Das isometrische Passbild war für schwedische Verhältnisse zu groß und das normale Passbild war zu klein.

Gewöhnt daran, dass nicht die kleinste Kleinigkeit problemlos über die Bühne geht, verließen wir die Bank. Dann kopieren wir wenigstens noch die Bauzeichnungen, die ich zum Nachreichen in der Baubehörde angefertigt hatte.

Auch das ist normalerweise kein Problem – wenn man die Originale dabei hat. Egal, dann fahren wir eben morgen noch mal in die Stadt. Evtl. können wir da auch gleich unsere neue Postadresse klären – einen echten Briefkasten im Wald. Nicht hier direkt bei uns, aber auf dem Weg in die Stadt. Dort kommen wir garantiert jedes Mal vorbei, egal wohin wir fahren. Das ist besser, als wegen der Post immer nach Leksand zu fahren.

Morgen kommt das Bauholz!

        

Mittwoch, 26. September 2007

Dem Winter ein Schnippchen geschlagen

Ausgetrickst! J Jetzt kann uns der Winter soviel Frost schicken, wie er will. Die Bodenplatte ist gegossen! Was für ein wichtiger Meilenstein. Die Arbeit an der Holzkonstruktion ist zwar bei Kälte nicht besonders nett, aber man könnte es tun. Und wenn irgendwann das Dach dicht ist und rundherum die „windpapp“ genagelt ist, kann man „drinnen“ mit der Isolierung beginnen. Das sind Aussichten.

Momentan macht sogar das Wetter wieder Freude. Meist ist es sonnig und die Temperaturen liegen tagsüber bei über 10 Grad und nachts um die 5 Grad. Feinstes Bauwetter.

Für Morgen oder spätestens Freitag haben wir das Holz für den Anbau bestellt. Wir freuen uns schon auf die Holzbearbeitung. Das ist wieder ein bisschen wie damals an der Blockhüttenbau. J. und S. aus Z. – kommt ihr auch wieder vorbei und wir machen beim Klüpfeln des Holzes einen Schwatz über den Bauzaun? Das wäre doch schön, oder?! Na, ich weiß schon warum ihr nicht kommt  - wir haben keine so schöne Linde zum Druntersitzen wie ihr! ;-)

Weil es nun, so kurz vor Beginn der „Duschsaison“, viele Dinge zu Besorgen gibt, haben wir uns auf den weiten Weg nach Mora gemacht. Mora liegt am Nordufer des Siljansees, ca. 40-50km von uns entfernt. Für mich ist es immer, als würde hinter Mora der Norden beginnen, als wäre es das Ende der zivilisierten Welt. Für mich eine schöne Vorstellung. Die Straßen dahin erinnern sehr an Kanada. Zwischendrin hat man manchmal einen Ausblick auf den Siljansee welcher (erwähnte ich es schon?) doppelt so groß wie die Müritz ist.

In Mora soll es einen Baumarkt geben, der ein breiteres Angebot hat, als die restlichen hiesigen Baumärkte. Und tatsächlich ist das Angebot sehr groß. Leider finden wir aber letztendlich trotzdem nicht viele der gewünschten Artikel. Weit und breit kein Stromverteilungskasten und noch nirgendwo in Schweden habe ich ein Eckventil gesehen. Ach ja: Wer von den Handwerkern kennt sich mit dem „Rohr in Rohr“-System von Uponor aus? Das ist ein relativ flexibles Plastrohr Durchmesser außen etwa 10mm, das in einem geriffelten Schutzrohr läuft. Meine Frage ist, wo im Internet kann man Zubehör dazu finden, also Muffen, Winkel, etc. und was würde das Gerät zum Verschweißen der Verbindungen kosten?

Letztlich kaufen wir ein WC (Standmontage, die Hausfrau ist nicht sehr glücklich dabei.) und einen Feuerlöscher. Das klingt insgesamt nach einem mageren Ergebnis für knapp 100km Fahrt, aber wir haben sensationell günstig getankt und haben uns auf der Fahrt gefühlt, als hätten wir einen Urlaubstag. Sogar Pizza haben wir gegessen. Es war kein Vergleich gegen italienische Pizzen (schon gar nicht die aus der Suldener Pizzeria *Schmacht*) aber es war eine Pizza! In Schweden kann man sehr preiswert ein sogenanntes „Dagens Rätt“ essen. Das ist eine Arte Menü, in dem es ein, von Tag zu Tag unterschiedliches Hauptessen gibt und dazu noch ein Getränk mit Refill, Salat, Knäckebrot, Butter und Kaffee mit Refill. Wir haben zusammen 110 Kronen, etwa 12 Euro dafür bezahlt. Das war echt billig. Mein Glückwunsch TT aus C – Mora war eine gute Wahl! So viele Möglichkeiten zum Essen wie dort, habe ich noch an keinem so kleinen schwedischen Ort gesehen.    

 

Montag, 24. September 2007

Bratwurst vs. Surströmming

Der Arbeitseinsatz am Samstag, war eigentlich eher eine traditionelle Veranstaltung. Sehr interessant. Ich hatte schon erwähnt, dass bei uns in der Umgebung jede Menge alte Sennereien, sogenannte „fäbods“ stehen. Nur wenige werden noch betrieben, die meisten sind in Nutzung als Wochenendhaus.

Der Sinn der Sennerei bestand und besteht darin, dass die Wiesen um den heimatlichen Hof nicht genügend Futter abwarfen, also rodete man Wald, baute ein Abbild des eigenen Hofes dort hin und brachte im Sommer das Vieh in den Wald, wo es frei herumlaufen kann und nach Herzenslust fressen. Gleichzeitig zäunte man bestimmte Wiesenflächen ein, dort wurde Heu gemacht. Am Ende des Sommers brachte man das Vieh, das Heu und den über den Sommer hergestellten Käse wieder zurück in den Heimathof.

Was hat mein kleiner Ausflug in die Geschichte dieser Gegend nun mit unserem samstäglichen Arbeitseinsatz zu tun? Ganz einfach: der Wald versucht permanent, das ihm abgerungene Land zurückzuerobern. Auf den Wiesen wachsen Eberesche, Birke, kleine Kiefern und Fichten. Pflegt man diese Wiesen nicht, so ist wertvolles Weideland binnen kurzem wieder versteppt. Also machen sich viele Menschen, vom Kind bis zum Opa an die Arbeit und rupfen oder schneiden alle kleinen „Störenfriede“ aus dem Weideland. Und weil man in Schweden ist, tut man das nicht in großer Verbissenheit und Hektik, sondern fröhlich und entspannt.

Das bedeutet, dass es auch ein gemeinsames Mittagessen gibt. Ganz in der Landestradition gab es „korv med bröd“ also Wurst mit Brot. Ich wurde sogar extra von der Arbeit freigestellt, um Kathrin zum Essen zu holen.

Besonders spannend war, dass alle Beteiligten ganz neugierig auf die beiden „Tyska“ waren. Jeder wollte wissen, ob wir über den Winter hier bleiben wollen, ob wir Angst vor Bären oder Wölfen haben und was wir überhaupt so im Winter treiben wollen, wenn wir nicht gerade gegen Bäre und Wölfe kämpfen. Und alles auf schwedisch.

Nach dem Mittagessen wurden wir von der Arbeit freigestellt, damit wir uns darauf vorbereiten konnten, dass am Abend um 18 Uhr ein kleines Fest stattfinden würde. Sozusagen der Saisonabschluss der Wochenend-Besitzer. Jeder sollte sein eigenes Essen und Trinken mitbringen.

Wir dachten, wir machen unseren Nachbarn eine Freude und nehmen deutsche Bratwürste mit. Das wird sie sicher freuen.

Zunächst nahmen wir 6 Würste mit, bei Bedarf wollten wir Nachschub holen. Als wir auf der Feier ankamen und unsere Würste und den Senf auspackten, da sagte doch plötzlich jemand zu uns: „Ihr kommt nach Schweden und esst deutsche Würste mit deutschem Senf. Denkt ihr nicht, dass es Zeit wird, schwedische Produkte zu essen?!“

Na, das ging also kräftig nach hinten los. Niemand hatte verstanden, dass wir unsere Würste als Kostprobe austeilen wollten. Alle dachten, dass wir noch so an der Heimat hingen, dass wir ohne deutsches Essen nicht klarkommen würden.

Zum Glück konnten wir einem der Anwesenden, der etwas Deutsch sprach,  die Situation erklären und ab da kamen dann auch die Leute zu uns an den Tisch, brachten ein Stück ihres eigenen Essen mit, mal Krebse, mal Gustafkorv, eine leckere Pferdewurst (nachdem ich mir hier im Blog schon einen „guten“ Ruf als Katzenhasser gemacht habe, kann ich ja zugeben, dass ich so was esse!) und dann nahmen sie sich ein Stück unserer guten Bratwürste mit. Mal war es ein Viertel, mal ein Sechsunddreißigstel und ein ganz Mutiger, nahm sogar eine halbe Wurst mit. Feedback haben wir keines erhalten…

Wer weiß was Surströmming ist, weiß, dass die Schweden nicht gerade einen fragilen Geschmack haben. Diese Fischdosen muss man unter Wasser öffnen, weil sonst die Wohnung noch Jahre nach Exkrementen stinkt. Sie essen es dennoch. Warum mögen sie dann keine Thüringer Bratwürste??? Das kriegen wir noch raus, aber ich fürchte, es hat nichts mit den Geschmacksnerven zu tun, als mit dem Spruch „Was der Bauer nicht kennt,…“. So gesehen, hat der Umzug nichts verändert.

Da Samstag war und weil niemand mehr mit dem Auto fahren musste, kam dann das, was immer kommt. Schmeckt gut, der Schnaps den die hier haben. Wenn ich mich nur erinnern könnte. J

Kathrin hat einen guten Ausdruck dafür, was uns an diesem Samstag passiert ist, an dem wir nahezu ausschließlich schwedisch gesprochen haben. Wir sind „in der Sprache ertrunken“. Besser lässt sich der Zustand nicht mehr beschreiben. Man läuft über, vor Informationen, die man loswerden will, aber nicht kann. Und man ertrinkt in dem Schwall von Worten des Gegenübers, die alle noch durch den Interpreter müssen, der aber schon die weiße Flagge schwingt.

Heute Morgen, Montag, war es sehr warm. Im Tagesverlauf erreichten wir sogar mehr als 16 Grad. Ist der Winter schon vorbei? Wir haben den Ofen heute nicht eingeheizt, um Holz zu sparen, aber jetzt am Abend merkt man, dass es kühl in der Hütte wird.

Morgen gegen Mittag wird die Bodenplatte gegossen. Ich habe heute noch schnell ein paar Elektrokabel unter die Stahlmatten gelegt, dann muss ich später nicht soviel Kabel durch die Wände legen. Es war schon sehr praktisch, dass ich eine Woche Zeit hatte, bis gegossen wird. Ich stand jeden Tag wie ein Arbeiterstandbild auf dem Sockel, schaute in die Eingeweide des Anbaus und dann fiel mir wieder etwas ein, dass ich vergessen hatte (z.B. die Entlüftung der Kläranlage übers Dach, oder was noch besser zu machen sei.

In meinem „letzten Leben“ hatte ich schon mal ein Haus. Gebaut habe ich es nicht. Dieser Anbau hier ist ein Bruchteil dessen, was mir mal gehörte, aber es befriedigt einen ungemein, wenn man das Meiste selbst machen kann.     

Freitag, 21. September 2007

Tag- und Nachtgleiche

Ab diesem Zeitpunkt dürfen alle Leute in Deutschland frohlocken. Von nun an wird es bei uns jeden Tag schneller dunkel als in Deutschland.

Aber schön für uns zu wissen, dass es heute genau so spät dunkel wird, wie bei den meisten von euch.

Wir sind gespannt, wie sich diese Dunkelheit auf uns auswirken wird.

Aber auf alle Fälle gibt es wieder Grund zu großer Freude.

Vielleicht klingt das für euch etwas albern, aber wir sind regelrecht aus dem Häuschen, weil wir einen Abfluss in unserer Hütte haben, an den ein Spülbecken angeschlossen ist. Nun müssen wir nicht jedes Mal zum Händewaschen, Gemüseabspülen oder Zähneputzen ins Freie und das Brauchwasser kann nun auch nicht mehr einfrieren. Das fließende Wasser kommt aus einem Kanister, der auf die Spüle gestellt wird.

Das Geschirr kann in einer komfortabel großen Spüle abgewaschen werden und dann – flups – ist das schmutzige Wasser einfach weg.

Was früher so selbstverständlich war, bekommt jetzt eine andere Bedeutung. Wir wissen, was es für ein Aufwand war, dass dieses Abwasser zwischen Felsen in Richtung Kläranlage fließen kann und das macht das Wegspülen zu einer, zumindest momentan noch, andächtigen Handlung.

Beim Anbau ist jetzt alles soweit vorbereitet, dass der Beton gegossen werden kann. Das heißt, die Warm- und Kaltwasserleitung in unsere „alte“ Hütte ist gelegt, alle wesentlichen Elektrokabel liegen als Leerrohr im Boden und natürlich sind alle Abflüsse für Dusche, WC, Waschbecken usw. an Ort und Stelle.

Sollte alles gut gehen, kommt vielleicht nächste Woche sogar der Brunnenbohrer.

Morgen haben wir einen Arbeitseinsatz bei uns im „Walddorf“ (Nicht zu verwechseln mit Walldorf!). Das erste Mal werden wir auf fast alle „Einwohner“ gleichzeitig treffen. (Einwohner deshalb in Hochkomma, weil außer Persson und uns niemand wirklich hier wohnt, schon gar nicht über den Winter.) Mal sehen, wie sie sich „im Rudel“ verhalten. Das wird sicher interessant zu beobachten sein.

Na dann, wir trinken zur Feier des „Tages des Abflussrohres“ einen kleinen Whisky auf unser und eurer Wohl. Macht euch ein schönes Wochenende und erholt euch alle gut!

Donnerstag, 20. September 2007

Ein rundherum gelungener Tag

Der gestrige Tag war voller Aktivitäten und Termine. Wie immer, wenn wir in der Stadt einen festen Termin haben, passiert es, dass die davorliegenden Aktivitäten sich verschieben und wir dann mit Blaulicht nach Leksand fahren müssen. Dieses Mal kam der Graber nicht wie vereinbart am Morgen, sondern genau zu dem Augenblick, an dem wir uns zum Essen hinsetzen wollten. Dummerweise brauchte er eigentlich Zugang zu unserem Haus, weil wir den Durchbruch zur Spüle machen wollten. Das müssen wir nun am Freitag tun. Freitag ist aber eigentlich schlecht, weil ich da mit Persson die Jagdstände präparieren will.

Als wir am Abend nach vielen Aktivitäten endlich wieder in unserer Hütte sitzen und den Abend einläuten wollen, hupt es draußen. Persson. Er fragt, ob wir das mit den Jagdständen nicht auch gleich machen könnten. Ich denke daran, dass damit der Freitag gerettet ist und stimme zu.

Da Persson nicht mehr richtig laufen kann, schickt er mich kreuz und quer durch den Wald. Mal soll ich eine Schuss-Schneise freischneiden, mal eine Fichte umhauen, damit wir Holz und Reisig für den Anstand bekommen. Hinterher bin ich klipperklar, aber Persson ist hochzufrieden und zeigt mir noch das gesamte Jagdgebiet von immerhin 10.000 Hektar. Im Auto, natürlich.

Im Dunklen komme ich heim.

Dieser Morgen begann ruhig. Nach dem, inzwischen permanent notwendigen, Feuermachen gibt es ein kräftiges Frühstück und danach wird Holz gemacht für die Hütte und für das Lagerfeuer, an dem wir im Winter den Schnee-Scooterfahrern eine heiße Suppe und Getränke reichen wollen. Endlich wieder mit der Stihl arbeiten. Das macht Freude!

Von Früh an hatten wir unserer Katze einen Outdoor-Tag verschrieben. Anfänglich klappte das überhaupt nicht und kaum hatten wir Gismo aus der Tür geschubst und hinter ihm verschlossen, kam von draußen klägliches Miauen. Aber nach einer Weile war er an seinem zukünftigen Arbeitsplatz, dem Schuppen verschwunden.

Als ich zum Holzstapeln, die Schuppentür aufmachte, blinzelte er mich vom Hackstock aus an und ich dachte noch, dass der jetzt bestimmt gleich pennt. Aber ich sollte mich täuschen. Beim nächsten Öffnen der Schuppentür sah der Kater irgendwie fröhlich aus und ein wenig schmutzig im Gesicht. Er spielte mit irgendetwas, das aus der Ferne wie ein Stück Holz aussah. Beim genaueren Hinsehen zeigte sich eine kleine Maus, die, den Tönen nach, mit der Gesamtsituation unzufrieden war. Im Gegensatz zu Gismo. Innerhalb der nächsten Stunde hatte er sein neues Spielzeug so sehr zur Verzweiflung gebracht, dass sie vermutlich ihre Zunge verschluckt hat. Jedenfalls sah sie sehr, sehr unbeweglich aus.

Was soll ich sagen – unsere Funktionskatze funktioniert jetzt. Damit, lieber Funkturm, ist der Tauschhandel Katze - Ziege natürlich hinfällig, da der Marktwert unserer Katze gerade enorm gestiegen ist. Da würde ich jetzt zur Ziege gern noch den jungen, talentierten Dachschindelschläger dazunehmen. Einverstanden?

Aber zurück zu dem guten Tag.

Zum Mittag gab es Bohneneintopf mit Lammfleisch. Draußen ist es schon etwas kälter, der Wind weht und man hat die Hände voller Holzgeruch (jaja, ich weiß, VOR dem Essen Händewaschen!) und dann gibt es eine heiße, leckere Suppe. Leute, was braucht es mehr?!

Am Nachmittag bekam Gismo dann auch noch seine 2. Impfung. Seine Ohren sind auch endgültig von den blöden Milben befreit.

Alles ist heute so gelaufen, wie wir es uns gewünscht haben. Ein Grund zufrieden zu sein.

Übrigens kam heute ein dicker Brief vom schwedischen Statistikamt an Kathrin. Sie ist eine von 1000 Leksandern, die ausgewählt wurden, ein paar statistische Fragen zu beantworten. Jetzt muss sie sich durch einen dicken Stapel schwedischer Fragen arbeiten…

 

Sonntag, 16. September 2007

Winterbeginn


Die Überraschung des Tages - es hat geschneit! An einem 16. September. Das finden auch die Einheimischen nicht besonders normal, wohl aber im Bereich des Möglichen. Der frühe Winterbeginn scheint also sehr wahrscheinlich zu sein. Deshalb müssen wir uns sputen.
Bereits nach dem Aufstehen gab es die erste Überraschung - das Wasser in den Regenwasserbehältern war mit einer dünnen Eisschicht überzogen.
Ab jetzt haben wir also einen weiteren Schwierigkeitsgrad - Frost. Das bedeutet, dass alle frostempfindlichen Dinge jetzt bei uns in der Hütte wohnen. Wein, Farben, etc.
Da Sonntagsarbeit Zuschläge gibt, habe ich heute mit dem Verlegen der Styroporisolation begonnen. Wenn man dabei nicht unter Zeitdruck ist, kann man richtig Spaß haben. Ich fand es jedenfalls schade, dass ich irgendwann aufhören musste, weil einige Anschlüsse noch nicht verlegt waren, da mir ein Y-Stück fehlt. Baumärkte haben Sonntags in Schweden auch nicht geöffnet. Aber morgen geht es dann weiter.
Nächste Woche machen wir einen Rohrdurchbruch zur Hütte für das Abwasser und künftige Wasser, danach kann unsere Spüle in voller Funktionalität genutzt werden. Wieder ein kleiner Erfolg, der das Leben einfacher macht.
Das allerbeste war heute allerdings das Mittagessen. Zum ersten Mal seit wir hier oben sind gab es Frisches aus dem eigenen Garten zu essen - Spinat! Den hatte Kathrin gleich nach unserer Ankunft aus Samen gezogen. Ein paarmal haben auch Perssons Pferde davon gekostet. Es hat aber genug davon überlebt, dass wir uns eine Mahlzeit davon bereiten konnten. Noch nie in meinem Leben hatte ich selbstgezogenen Spinat gegessen. Er hat absolut ausgezeichnet geschmeckt. Gleich werden wir einen Wochenplan (auf Papier!) erstellen. Mal sehen, was davon wieder anders kommt. Aber Planung ist nun mal die Ersetzung des Zufalls durch den Irrtum.
Euch allen eine schöne neue Woche.

Samstag, 15. September 2007

Die Bauarbeiter und das Grün

Wir haben etwas gelernt. Bauarbeiter haben eine Grünschwäche!

Wann immer ein Grundstück etwas Wiese hat und sei das Grundstück nur, sagen wir 6000 Quadratmeter groß, dann wird genau über diese Wiese mit einem Bagger gefahren und am Besten auf der Stelle gewendet. Das gibt so schöne Muster. Sollten dann noch Ecken übrig bleiben, die so schön grün sind, und an die man mit dem Bagger nicht kommt, dann werden darauf Baumaterialien, wie zum Beispiel Kies gelagert. Weil Kies keinen harten Untergrund beim Lagern verträgt und weil beim Wegbaggern des Kieses – wir ahnten es schon – so schöne Muster auf der ehemaligen Wiese bleiben. Zusammen mit dem Kies der nicht abgeräumt wird, ergibt das eine nette Melange, die selbst ein hartgesottener Waldwiesenboden erst wieder erobert hat, wenn die Alpen ins Meer gespült wurden.

Wir hätten wirklich nicht geglaubt, dass 2/3 des Grundstücks der Baggerleidenschaft unseres Grabers zum Opfer fallen würden, wir wollten doch nur eine Kläranlage und ein Fundament für unseren Anbau. Momentan sieht es bei uns aus, wie im Braunkohlentagebau. Und demnächst kommt auch noch der Brunnenbohrer. Hoffentlich kommt der Winter jetzt ganz schnell und deckt das Elend einfach zu. Passend zu der Gesamtsituation kam gestern noch Dauerregen den ganzen Tag. Das ist übrigens gut für die Muster in der Wiese, die werden davon gründlicher und haltbarer.

Heute stürmt es den ganzen Tag mächtig, so dass wir keine Isolation in das Fundament legen können.

Fundament? Oh ja, ich habe ganz vergessen zu berichten, dass wir schon wieder einen Baubeginn hatten. Diesmal vom Anbau.

Am Donnerstag kam der Graber und beseitigte den Rest des Paradieses, den er beim Graben der Abwasserleitung vergessen hatte. Dort soll nun der Anbau stehen. Übrigens bekamen wir unerwartet viele Quadratmeter genehmigt. Wir können 24 Quadratmeter neuen Raum bauen. Das reicht uns für einen Eingangsbereich, ein Schlafzimmer, einen Raum für Lebensmittel und ein Bad. Wie ihr euch vorstellen könnt, sind die Räume sehr, sehr „großzügig“ gehalten.

Einen Tag nach dem Graben wurden 3 Betonelemente angeliefert, die die sogenannte Randverstärkung unserer Bodenplatte bilden. Sie sind aus „zementiertem Styropor“ (Ach Funkturm, ich weiß es nicht besser) und isolieren deshalb ein wenig. Danach wurde eine kapillarhemmende Schicht von etwa 30cm im Inneren der Elemente aufgetragen.

Heute Morgen haben wir uns an die Arbeit gemacht und alle Rohre (Abwasser, Strom, Wasser) so ausgerichtet, wie sie später im Boden liegen sollen. Toll, wir können jetzt schon gedanklich duschen!

Leider sind ein paar Fragen offen geblieben. Macht aber nichts, denn morgen holt der Graber seinen Bagger ab und da können wir das klären.

Das Gießen der Platte wird voraussichtlich am Montag der übernächsten Woche stattfinden. Dann sind wir zumindest mal aus dem Gröbsten raus, denn das Errichten der Holzkonstruktion kann man auch bei Frost und Schnee machen.

Ich versuche gerade, mir diesen letzten Satz aus eurer Perspektive vorzustellen: Ende September und Schnee? Für uns klingt es inzwischen schon sehr wahrscheinlich. Zum Einen rechnen viele Leute dieses Jahr mit einem frühen und starken Winter und zum Anderen gibt das momentane Wetter diesen Leuten auch noch recht. Gefühlt haben wir hier oben gerade Ende Oktober. Auch das Licht schwindet nun mit großen Schritten.

Jetzt wird es also Ernst! Aber solange es in unserer kleinen Hütte so gemütlich warm ist, kann das alles eigentlich gar nicht so schlimm sein. Außerdem können wir ja „bald“ warm duschen. J

Dienstag, 11. September 2007

Ausgewiegt oder Ausgewogen?

Gestern Abend habe ich mehrere Stunden verzweifelt versucht, den Blog ins Web zu stellen. Leider hatten wir aber Nebel. Das klingt lustig, ist es aber nicht, wenn man im Internet arbeiten will. Da wir über Funk ins Internet gehen, hatten wir keinen Kontakt zum nächsten Funkturm (den in Schweden, nicht in Mosel!). Auch SMS krochen nur aus dem Telefon, wie Einheitssosse und die Frankenfraktion erfahren mussten. Unsere Flatrate gilt nur zwischen 7 Uhr abends und 7 Uhr Morgens, weshalb ich heute Abend letztendlich 2 Blogs ins Netz stellen muss.

Der Weg zur Waage war heute endlich erfolgreich. Nach einiger Suche haben wir den Futtermittelhandel gefunden, der eine Waage hat. Im Ladengeschäft habe ich gefragt, ob es denn auch eine zertifizierte Waage ist. Nachem mir die Bedienung das bejahte, durfte ich 160 Kronen bezahlen und dann, nach einigem Warten, kam ein gelangweilter junger Kerl, und fertigte uns handytelefonierender Weise ab. Egal, das Ergebnis zählt, wir halten einen offiziellen Schein in der Hand, den wir diese Woche noch kopieren und dann an den TÜV schicken, danach kann es eigentlich nicht mehr lange dauern, bis wir unsere schwedischen Nummernschilder bekommen. Schwedische Personennummer, schwedische Nummernschilder, wenn wir jetzt noch beim Reden einen ganzen Kloß in den Mund nehmen, sind wir authentisch schwedisch.

Am Nachmittag retten wir den Mutterboden und die Pflanzen an der Stelle, wo der Anbau hin soll.

Nachdem ich euch gebloggt habe, werden wir uns noch einmal hinsetzen und die genaue Raumaufteilung festlegen, denn unser Graber muss die Zu- und Ableitungen unter der Bodenplatte verlegen und dazu muss er wissen, wo.

Also war das heute ein kurzer Blog, aber ihr könnt ja noch „Gestern“ lesen und das ist gaaaanz lang.

 

Entdecke die Möglichkeiten

Sorry, sorry, sorry! Wir waren lange nicht online und dass auch noch, nachdem wir jetzt doch Internet daheim haben. Ich weiß. Aber wir haben momentan wirklich soviel um die Ohren und mussten unseren Besuch im „Lager für Arbeit und Erholung" betreuen, dass einfach keine Zeit zum Bloggen geblieben ist. Jetzt holen wir das nach! Wie immer der Reihe nach, wenn ich das jetzt überhaupt noch auf die Reihe bekomme.

Wo waren wir stehen geblieben? Beim Internet!

Das haben wir jetzt also und sind auch ganz glücklich damit. Etwas nostalgisch sind allerdings die Verbindungsgeschwindigkeiten, aber wir wollen nicht schon wieder nach den Sternen greifen, auch wenn die Datenrate etwa zwischen Rauchzeichen und Morsen liegt.

Was macht das Abwasser? Nachdem also der Sprenger seinen Dienst verrichtet hatte, und unser Graber seinen Graben gezogen hatte, wurde das Abwasser, das Leerrohr für das Stromkabel und die Wasserleitung im Sandbett verlegt, mit Styropor bedeckt und alles wieder zugeschüttet. Jetzt schaut vor unserer Hütte ein Rohr aus der Erde für Variante 1 unseres Anbaus und ein Rohr für Variante 2. Das mit der Aufschüttung eines Weges für Persson klappte leider nicht, weil wir einerseits an diesem Tag nicht vor Ort waren und andererseits, weil sich ein LKW-Fahrer weigerte, dass zu machen. Also liegt der Schutt jetzt als „Steinmauer-Rohstoffhaufen" auf unserem Land. Nicht so toll. Das findet auch Persson, bei dem wir Erklärungsnot haben, weil wir dass gar nicht ausdrücken können. Zum Glück kommt eines Tages Pauline auf einen Schwatz vorbei (das ist die Dame, die die Sennerei in unserer Nähe betreibt), sie spricht sehr gut Englisch, wir erklären ihr die Situation und sie sorgt dann ihrerseits bei Persson für störungsfreie zwischenmenschliche Beziehungen.

Warum 2 Varianten? Weil wir die Vor- und Nachteile des Anbaus VOR der Hütte gegen die Variante verglichen haben, bei der wir das Haus verlängern. Unser Graber und Persson haben beide für eine Verlängerung plädiert. Aber sollen wir wirklich noch mal einen Bauantrag stellen?

Kurzerhand organisiert unser Graber für den heutigen Tag einen Besichtigungstermin mit dem Bauamt vor Ort. An den vorausgegangenen Abenden planen wir bis weit in die Nacht hinein die neue Variante und erstellen schnell ein paar Zeichnungen, die wir dem Mann vom Bauamt vorstellen wollen. Zur Besichtigung soll im Übrigen jemand kommen, der uns von jedem, mit dem wir darüber reden, als sehr, sehr freundlich und positiv dargestellt wird. Auch Persson nennt ihn einen alten Kumpel und ich soll ihn von ihm grüßen. Das hörte sich doch gut an.  

Heute war dann der große Tag und es kam am Ende mehr dabei heraus, als wir uns je geträumt haben. Zunächst sprechen wir den Anbau an. Nach kurzer Erklärung des geplanten Baustils (wir geben als geplante Länge 6 Meter an, was uns viel vorkommt) sagte der Herr: „Ist das nicht ein bisschen klein für euch?". Also erklären wir ihm, dass das ja nur unser vorübergehendes Zuhause wird. Später soll da nur die bucklige Verwandschaft und ein paar Leute drin wohnen, die wir so kennen, also bloß keinen Aufwand damit! ;-) Das versteht er und gibt uns den Rat, uns beim Bau von unserem Graber helfen zu lassen, da der Winter schon mehr als vor der Tür steht. Was sozusagen bedeutet, dass wir mit sofortiger Wirkung die Baugenehmigung haben, übersetzt uns der Graber, wir können also morgen mit dem Anbau in der neuen Form beginnen. Der Bauamtler unterbricht: „Was heißt morgen? Es ist doch erst 16 Uhr!" Anschließend werden noch ein paar technische Details geklärt. Leider dürfen wir kein Holzschindeldach anbringen. Das ist sehr schade, da ich erfahren habe, dass es inzwischen in Deutschland sehr erfahrene Dachschindelhersteller gibt, die zum Wohle des Volkes (das aus einer kleinen Tochter besteht) prachtvolle Holzschindeldächer errichten, die vom Ruhm der entwickelten Gesellschaft berichten. ;-) Hut ab, Funkturm! Dazu nehme ich noch mal in einer separaten email Stellung!

Aber weiter im Thema. Wir werden mutig und wagen uns auf unsicheres Terrain vor. Wir kratzen an der Rundstamm-Problematik. Sehr vorsichtig zeigen wir dem Bauamtherren unsere Bilder vom Blockhüttenbau in Deutschland und fragen, ob er sich vorstellen könnte, dass wir so etwas als kleine Hütte in diese spezielle Umgebung bauen könnten. Er sagt: „Warum nicht, probiert einen Bauantrag, das könnte klappen."   

Ab hier werden wir sehr mutig, zeigen ihm den Wunsch-Bauplatz für unser richtiges Haus und den Platz, den wir für wahrscheinlicher halten, dass er ihn uns genehmigt. Er zeigt auf unseren Wunsch-Bauplatz und sagt: „Hier ist es besser, weil ihr dort keine Probleme mit Staunässe haben werdet.

Fassen wir zusammen: wir dürfen sofort mit dem Anbau beginnen, können mit hoher Wahrscheinlichkeit nun doch mit unseren Rundstämmen verschiedene Blockhütten bauen und dann sogar noch an der Stelle, wo wir es uns wünschen. Das wäre doch ein Grund einen Whisky zu trinken, oder? Leider hatten wir aber einen Datumssprung. Bitte?!? Ja, das Datum ist letzte Woche urplötzlich auf den 13.8.2008 gesprungen! Vielleicht kann sich jemand erinnern, dass ich auf die erste geöffnete Whisky-Flasche geschrieben hatte: „Soll halten bis zum 13.8.2008!" Naja, und sie hat auch genau so lange gehalten.

Ist aber zu kalt draußen für August, finden wir.

Weil wir noch nicht richtig ausgelastet sind, müssen wir nun endlich auch unser Auto zum TÜV bringen. Wie ihr sicher noch wisst, muss man dazu vorher auf einer Waage gewesen sein. Also verbinden wir das Angenehme mit dem Nützlichen und fahren während einer Siljan-Rundfahrt in Rättvik zu einem Schrotthandel, der unser Auto wiegt. Nach langen Diskussionen können wir die Leute dort davon abbringen unser Auto in die Presse zu stecken, und dazu überreden, es einfach nur zu wiegen. Da der Drucker an der Waage nicht geht, bekommen wir einen handgeschriebenen Zettel auf dem steht: „1620kg, gewogen in Rättviks Schrotthandel." Unterschrift. Stempel. Ich liebe Schweden! J

Heute Morgen fahren wir als erstes nach Falun, um dort unser Auto registrieren zu lassen. Das klappt alles sehr gut organisiert. Am Ende bezahlen wir 160€ für das Anheben unseres Wagens und haben doch keine erfolgreiche Registrierung. Warum? Weil die Waage des Schrotthandels nicht nach schwedischer Norm blablabla geeicht ist. Okay. Nicht gleich wieder aufregen. Wir fahren erstmal zum Finanzamt, weil das gleich um die Ecke ist, geben dort unsere geforderte Eheurkunde ab und fragen gleich im Vägverket (die bauen die Straßen in Schweden) nach einer geeichten Waage.

Die Dame am Informationsschalter ist auch nett, kann uns aber nur sagen, wo sie eine Waage vermutet.

Dort, wo eine Waage sein sollte, stehen Einfamilienhäuser. Also rufe ich bei der Telefonnummer an, die uns der TÜV als offizielle Waage genannt hatte, um zu fragen, wo sie sitzen und ob wir dort gleich vorbeikommen könnten. Da sagt mrt der Herr am anderen Ende, dass auch seine Waage nicht geeicht sei, aber er wisse, dass in Borlänge eine andere Fahrzeugwaage stünde. Hm! Wir kennen jetzt Waagen in Falun, Mora, Rättvik und nun auch in Borlänge. Aber so viele Touristen haben wir gar nicht zu Besuch, dass es sich lohnt, durch halb Dalarna auf „Wiegefahrt" zu gehen.

Unser Graber will nächste Woche auf die Jagd gehen (sehr wichtig in Schweden). Deshalb muss er bis Freitag unsere Bodenplatte für den Anbau fertig haben. Morgen ist aber der Bagger noch kaputt. Also kommt er am Mittwoch und legt dann kräftig los. Und wir fahren wiegen. Mora oder Borlänge, das wird sich zeigen.  

       

Dienstag, 4. September 2007

Das gibts alles garnicht!

Es gibt soviel Neues zu berichten, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll. Und der Hammer ist, alles sind gute Nachrichten.

Am Montag bekommen wir einen Anruf von unserem Graber. Der Anbau ist genehmigt!!! Bumm! Allein diese Nachricht zu verarbeiten, dauerte ziemlich lange. Wir hatten uns gerade mit dem Gedanken angefreundet, dass wir das Haus verlängern müssen, da bekommen wir die Genehmigung für die ursprüngliche Variante.

Weiterhin kommt der Sprenger am Dienstag und der Brunnenbauer wird uns einen Brunnen für sehr wenig Geld graben. Wir sind positiv fassungslos.

Unser Freund packt seinen Rucksack aus, mit dem er im Flieger gekommen ist. Zum Vorschein kommt ein Stiel für die Spitzhacke (unserer hatte sich in Einzelteile aufgelöst), 4 Becher Born-Senf, eingepackt in eine Whisky-Verpackung, ein 12 Jahre alter Single-Malt Scotch-Whisky und ein kleines Fass Köstritzer Bier!!! Als Krönung hat er im Handgepäck noch 20 eingefrorene Thüringer Würste. Könnt ihr euch die Gesichter der Zollbeamten vorstellen? Er musste seinen Rucksack zweimal durch den Scanner laufen lassen.

Am Abend braten wir die Thüringer Würste an, weil wir sie so angetaut nicht wieder einfrieren wollten. Dass wir dabei die Würste nicht „aufgefressen“ haben, ist nur der Tatsache zu verdanken, dass wir vorher einen halben Elch in Form von Köttbullar verdrückt hatten.

Der Abend verläuft gemütlich bei Bier und Whiskey vorm warmen Ofen. Aber dass habt ihr sicher nicht anders erwartet, oder?

Heute Morgen werden wir vom anreisenden Sprenger geweckt. Noch während des Frühstücks verlassen wir mit dem Fotoapparat in der Hand fluchtartig den Frühstückstisch, weil die erste von 6 Sprengung ansteht. Die Löcher hatte er bereits gestern gebohrt, heute hat er alles mit deutschem Dynamit bestückt, Sprengmatten obendrüber und dann ohne großes TammTamm gibt es einen dumpfen Knall und der Fels gibt auf. Der Mann hat wirklich einen tollen Beruf!

Unser Graber fragt, ob wir schon in der Post waren, unseren Bauantrag abholen. Also fahren wir in die Stadt, holen den Antrag, der wirklich in der Post ist und versuchen gleich noch, das heißbegehrte Internet-Funk-Modem zu bekommen.

Doch da scheint die Glückssträhne am Ende zu sein. Am Schalter steht der alte Stiesel, der mich immer nur schwedisch abfertigt. Ich frage nach der netten Kollegin und man sagt mir, dass sie krank sein. Mist! Also nehme ich allen Mut zusammen und ordere das Modem bei ihm. Er zieht tief Luft ein und macht sich an die Arbeit. Als er an die Stelle kommt, wo die Telefongesellschaft meine Personennummer gegen den Wohnort abcheckt, halte ich die Luft an. Aber alles geht klar.

Nach 15 Minuten sind wir aus dem Telia-Laden raus und halten das Funkmodem in der Hand. Leute, das waren 8 Wochen zielstrebiges Daraufhinarbeiten! Das war so schön, dass es mal wieder nicht zu fassen war.

Ganz „nebenbei“ hatte ich mich mit unserem Freund an das Dach über den Schuppen gemacht. Der Vorbesitzer hatte „vergessen“, den Giebel dicht zu machen. Seit ca. 3 Jahren (!) hatte es auf der gesamten Länge hereingeregnet.

Heute Abend ist alles dicht und auch das beruhigt uns tief. Jetzt darf es wieder regnen.

Inzwischen gibt es neue Probleme mit dem Aushub, der so steinig ist, dass er nicht wieder vollständig verfüllt werden kann. Er muss weg. Aber wohin, ohne dass es zuviel Geld kostet. Ratlosigkeit, auch Phase 1 auf der Funkturm-Skala genannt. Um es kurz zu machen: Persson kommt vorbeigefahren und fragt, ob wir ihm dass „Mistzeugs“ (sehr frei übersetzt) ins Gelände kippen könnten. Er muss da einen Weg bauen. Allmählich fange ich an, mich zu fragen, womit wir soviel Positives denn verdient haben.

Am Abend schließe ich das Funkmodem an den Laptop an und was soll ich sagen – es funktioniert ohne ein einziges Problem. Drin! Und warum gibt es dann Tage, an denen selbst die elektrische Zahnbürste ihren Dienst verweigert? Nicht nachdenken, Whisky trinken und das Leben genießen. Und genau das tun wir jetzt!

Skål!  

 

Sonntag, 2. September 2007

Sonntag

Ähnlich, wie der Handwerkermarkt am Samstag, war der Besuch der Bauernhöfe heute weit unter unseren Erwartungen. Nachdem man beim Einparken Vollkasko braucht wegen halb- bis vollblinden Autofahrern die schon seit mindestens 30 Jahre Rente beziehen, mobilisieren eben jene die letzten Energiereserven, um sich am Würstchenstand vorzudrängeln. Sonst gibt es ein paar Stände, wo man irgendwelche Patchworkdecken kaufen kann und den gleichen Honig beim gleichen Mann wie am Samstag auf dem Handwerkermarkt. Frisches Fleisch? Fehlanzeige. Aber man kann auf Bestellung halbe oder ganze Schafe oder Kühe kaufen. Immerhin. Das merken wir uns und werden zuschlagen, wenn wir eine Tiefkühltruhe haben.
Wieder daheim angekommen, mussten die Felsen in unserer Baugrube gekehrt werden, damit der Sprenger morgen sieht, wo er die Sprenglöcher bohren kann. Danach pressen wir die Weinmaische aus und füllen die "Suppe" in den Weinballon. Das findet alles im Freien statt, weil es eine große Schweinerei ist. Das ist jetzt schon kein Spaß mehr, es ist sehr kalt.
Aber nun steht der Jungwein in der warmen Hütte und beginnt damit, stürmisch zugären. In frühestens einem Jahr werden wir sehen, was wir da produziert haben.
Morgen kommt Besuch aus Thüringen zu uns, der eine Woche die Hütte mit uns teilt. Er hat hoffentlich thüringer Senf und Bratwürste dabei!

Samstag, 1. September 2007

Musik und Bügeleisen

Im Lokalanzeiger lesen wir, dass in Leksand Handwerkermarkt ist. Dort werden Lebensmittel und Handwerkliches verkauft. Wir stellen uns einen großen Markt mit vielen Ständen vor. Da wir demnächst selbst gern eigene Produkte verkaufen wollen und weil wir neugierig auf das Angebot der Anderen sind , entschließen wir uns zu einem Besuch.
Als wir auf dem Markt ankommen sind wir etwas ernüchtert. 6 verschiedene Stände sind doch sehr reduziert. Aber es wäre nicht Schweden, wenn am Ende nicht doch etwas herauskommt. Zuerst sehen wir die nette alte Dame, von der ich ganz zu Beginn unserer Zeit hier in Schweden berichtete. Sie lebt im Sommer in einer Sennerei und hatte uns damals die gelbste Butter unseres Lebens verkauft. Erinnert ihr euch? Wir gehen an ihren Stand und grüßen. Sie blickt auf, strahlt , kommt um den Stand herum und sagt: "Ich habe neulich ein Auto mit ausländischem Kennzeichen gesehen und gedacht, dass das vielleicht ihr gewesen seid.". Wir schaffen es, das Gespräch viele Sätze weit in schwedisch zu führen, ehe zuletzt doch Englisch her muss. Alice, so heißt die Frau, verkauft uns einen Kuchen, der so voll Kardamom ist, dass ich am Nachmittag eine taube Zunge davon bekomme.
Vom Markt bringen wir noch Imkerhonig und sehr preiswerte Bio-Kartoffeln mit. Sechs Stände, drei Sachen gekauft. Das ist ein gutes Verhältnis.
Am Abend verschlechtert sich das Wetter. Prima, dann wird eben der Ofen angemacht und längst fällige "Innendienstarbeiten" erledigt. Zum Beispiel die Musikanlage installiert. Musik! Als die erste CD läuft,läuft sie sehr, sehr laut. Gismo verschwindet fluchartig. Kein Wunder. Ist doch die erste Musik, die je an die Ohren unserer Katze gelangt gleich von "Rammstein". Ein harter Einstieg für zarte Katzenohren. Erst bei "Wir sind Helden" und einigen Dezibel weniger traut er sich wieder hinter dem Kamin vor.
Seitdem die Anlage angeschlossen ist läuft sie ununterbrochen, weil wir merken, wie sehr uns Musik gefehlt hat.
Den Preiselbeerwein haben wir eingemaischt. Morgen kommt er in den Ballon. Hoffen wir, dass der Bodenfrost der letzten Nächte die Beeren etwas zuckerhaltiger gemacht hat und die Hefe genug zum Arbeiten findet.
Als Kathrin wieder einen Umzugskarton entleert, findet sie ein altes Bügeleisen, dass man auf die heiße Herdplatte stellt. Dort landet das Eisen auch prompt. nach ein paar Minuten versuche ich, ein Paar Jeans zu bügeln. Es klappt absolut problemlos.
Ich bin beeindruckt davon, welches zentrales Element so ein Küchenherd ist. Wärme, Warmwasser, Esssen, Bügeln und nicht zu Vergessen - Behaglichkeit. Das kann kein Flachbildschirm der Welt bieten.
Es ist jetzt gegen 21 Uhr. Wir sitzen beide am Küchentisch mit der gemütlichen Lampe, leisten uns ein 2,8 prozentiges "Folköl". Ich blogge euch. Kathrin aktualisiert die Umzugskartonlisten (Word, nicht Excel!) am Laptop. Im Hintergrund läuft "R.E.M.", von Gismo toleriert, der auf seinem eigenen Stuhl pennt, anstatt arbeiten zu gehen. Es gibt keinen Platz, an dem ich im Moment lieber wäre.
Morgen ist eine Art "Tag der offenen Tür" bei einigen Erzeugerhöfen der Umgebung. Da fahren wir hin. Vielleicht finden wir eine gute Quelle für Fleisch. Die Qualität des Fleisches ist hier enorm, aber leider findet man nirgends im Supermarkt z.B. Suppenfleisch mit Knochen und Fleischereien gibt es keine.
Morgen beginnt auch für Einheitssosse ein neues Leben. Sie beginnt ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr in Brandenburg auf einer Ziegenkäserei.
Wir sind in Gedanken immer bei dir und gespannt auf deine Erzählungen!

Freitag, 31. August 2007

Der Funkturm hat den "Bauzyklus" in seinem Kommentar so treffend beschrieben, dass ich dem nichts mehr hinzufügen möchte außer vielleicht, dass das ganze Leben so eine Baustelle ist. Man denkt, man dreht sich im Kreis, aber in Wirklichkeit kommt man immer ein Stück weiter.
Und so war es auch heute wieder. Unser Graber kam später und allein. Auf meine Frage, ob er gute Nachrichten bringt, sagte er: "Ja!". Er hat eine Firma für uns, die sowohl die Sprengung, als auch das Brunnenbohren übernimmt. Das Sprengen wird etwa soviel kosten, wie die Zisterne, die wir ja nun einsparen. Also ein Nullsummenspiel. Da fällt uns ein Stein vom Herzen.
Dann sagt er, dass er in der Nacht über unseren Anbau nachgedacht hat (!) und befürchtet, dass wir das in der von uns gedachten Form nicht realisiert bekommen. Schon garnicht bei einem neuen Stadtarchitekten und als unbekannte Mitbewohner.
Er meint wir sollten, anstatt den Anbau im rechten Winkel an das Haus zu bauen, das Haus quasi verlängern. Das hätte den Vorteil, dass wir unter dem vorhandenen Dachüberhang "ansetzen" könnten, insgesamt höher bauen könnten und es wäre außerdem noch sehr wahrscheinlich im Stil der hier üblichen Häuser.
Wir geben zu bedenken, dass unser momentaner Antrag noch schwebt. Wenn wir nun noch einen neuen Antrag nachschieben, ist die Verwirrung komplett und es dauert bis zum Frühling, bis wir eine Genehmigung bekommen.
Daraufhin sagt der Graber, dass er einen im Bauamt gut bekannten Architekten kennt, der uns für wenig Geld eine Zeichnung machen könnte, die sicher genehmigt würde. Außerdem kennt er jemand im Bauamt, der das Verfahren vielleicht abkürzen könnte, wenn er ihm unser Notlage schildert...
Muss ich erwähnen, dass sich unsere Laune deutlich aufhellte? Was sagt man zu soviel freiwilliger Hilfe?
Wir beschließen, dass es heute der falsche Zeitpunkt wäre, um dem Stadtarchitekten einen Besuch abzustatten.
In der Bank wollen wir einen etwas größeren Betrag abheben, bei dem sich in Deutschland sicher niemand Gedanken gemacht hätte. Das Konto ist gedeckt, also gehen wir an den Schalter und verlangen unser Geld auf legale Weise. Als wir den Betrag nennen, habe ich das Gefühl, als ob die Kammera über dem Schaltermenschen schon näher ranzoomt. Ebenjener wird deutlich blasser, verlangt unsere Ausweise, fragt, ob wir jemanden in der Bank kennen (die, die wir kannten scheint da nicht mehr zuarbeiten) und verschwindet für 5 Minuten nach hinten.
als er zurückkehrt fragt er nach den Reisepässen. Wir sagen, dass die daheim liegen. Er fragt wo daheim ist. Skinnarasen. Ah jetzt ja - das kennt er. Dann darf ich mein Formular ausfüllen und nach 10 Minuten warten, in denen wir ständig darauf gefasst sind, dass eine schnelle Eingreiftruppe die Bank stürmt, bekomme ich das Geld in einem separaten Raum vorgezählt. Hier bekommt man wirklich für relativ wenig Geld ein Schweizer-Bank-Feeling geboten.
Am Nachmittag bereiten wir die Preiselbeeren für den Wein vor, da kommt Persson mal wieder vorbei, der sich lange sehr rar gemacht hat. Wir fragen, ob er weiß, wo man Wasser findet. Er lässt sich von mir eine Ebereschenrute abschneiden und wünschelt damit über das Grundstück. Da er gehbehindert ist, muss Kathrin eine Seite der Wünschelrute halten. Mit der anderen hält sie Perssons Hand, die er auf den Stock stützt. Das andere Ende der Rute hält Persson. Als wir ins unbefestigte Terrain kommen, muss ich ihn zusätzlich noch am Hosenbund stabilisieren.
Ich bin foh, dass uns in diesem Aufzug niemand gesehen hat!
Witzigerweise hatte vor ein paar Tagen der Angestellte unseres Grabers ebenfalls gewünschelt. Wie wir heute wissen, auch mit einer Ebereschenrute. Beide haben unabhängig voneinander unser tief vergrabenes Elektrokabel erspürt. Beim Wasser gab es abweichende Meinungen, aber die wesentliche Richtung stimmt. Wir werden der Brunnenbohrfirma auf jeden Fall den Rat geben, es in dieser Ecke des Grundstücks zu probieren. Das ist glücklicherweisen auch nicht weit vom Haus entfernt.
Kathrin gibt Persson etwa von unserem Preiselbeer-Orangenmus. Er freut sich darüber so sehr, dass er mich mit zusich nach Hause nimmt und mir ein Stück tiefgefrorenes Elchfleisch gibt. Dann zeigt er mir die 4 Jagdansitze, die ihm zugeteilt sind zum mindestens 4. mal auf der Karte. Er scheint eine große Vorfreude zu haben, die mich allmählich auch ergreift. Allerdings mehr aus der Perspektive des Wurstherstellers. Noch.
Die Preiselbeeren sind gekocht, kühlen nun ab und werden morgen eingemaischt. Mit selbsthergestellten Wein hatten wir schon früher Glück. Ganz im Gegensatz zu den sauren Gurken, die mir auch in Deutschland schon verschimmelt sind - trotz Gärkruke und Beschwersteinen. Da muss ich wohl das Rezept wechseln.
Euch allen ein wunderbares Wochenende! Ha en trevlig helg! Livet är härligt!