Freitag, 31. August 2007

Der Funkturm hat den "Bauzyklus" in seinem Kommentar so treffend beschrieben, dass ich dem nichts mehr hinzufügen möchte außer vielleicht, dass das ganze Leben so eine Baustelle ist. Man denkt, man dreht sich im Kreis, aber in Wirklichkeit kommt man immer ein Stück weiter.
Und so war es auch heute wieder. Unser Graber kam später und allein. Auf meine Frage, ob er gute Nachrichten bringt, sagte er: "Ja!". Er hat eine Firma für uns, die sowohl die Sprengung, als auch das Brunnenbohren übernimmt. Das Sprengen wird etwa soviel kosten, wie die Zisterne, die wir ja nun einsparen. Also ein Nullsummenspiel. Da fällt uns ein Stein vom Herzen.
Dann sagt er, dass er in der Nacht über unseren Anbau nachgedacht hat (!) und befürchtet, dass wir das in der von uns gedachten Form nicht realisiert bekommen. Schon garnicht bei einem neuen Stadtarchitekten und als unbekannte Mitbewohner.
Er meint wir sollten, anstatt den Anbau im rechten Winkel an das Haus zu bauen, das Haus quasi verlängern. Das hätte den Vorteil, dass wir unter dem vorhandenen Dachüberhang "ansetzen" könnten, insgesamt höher bauen könnten und es wäre außerdem noch sehr wahrscheinlich im Stil der hier üblichen Häuser.
Wir geben zu bedenken, dass unser momentaner Antrag noch schwebt. Wenn wir nun noch einen neuen Antrag nachschieben, ist die Verwirrung komplett und es dauert bis zum Frühling, bis wir eine Genehmigung bekommen.
Daraufhin sagt der Graber, dass er einen im Bauamt gut bekannten Architekten kennt, der uns für wenig Geld eine Zeichnung machen könnte, die sicher genehmigt würde. Außerdem kennt er jemand im Bauamt, der das Verfahren vielleicht abkürzen könnte, wenn er ihm unser Notlage schildert...
Muss ich erwähnen, dass sich unsere Laune deutlich aufhellte? Was sagt man zu soviel freiwilliger Hilfe?
Wir beschließen, dass es heute der falsche Zeitpunkt wäre, um dem Stadtarchitekten einen Besuch abzustatten.
In der Bank wollen wir einen etwas größeren Betrag abheben, bei dem sich in Deutschland sicher niemand Gedanken gemacht hätte. Das Konto ist gedeckt, also gehen wir an den Schalter und verlangen unser Geld auf legale Weise. Als wir den Betrag nennen, habe ich das Gefühl, als ob die Kammera über dem Schaltermenschen schon näher ranzoomt. Ebenjener wird deutlich blasser, verlangt unsere Ausweise, fragt, ob wir jemanden in der Bank kennen (die, die wir kannten scheint da nicht mehr zuarbeiten) und verschwindet für 5 Minuten nach hinten.
als er zurückkehrt fragt er nach den Reisepässen. Wir sagen, dass die daheim liegen. Er fragt wo daheim ist. Skinnarasen. Ah jetzt ja - das kennt er. Dann darf ich mein Formular ausfüllen und nach 10 Minuten warten, in denen wir ständig darauf gefasst sind, dass eine schnelle Eingreiftruppe die Bank stürmt, bekomme ich das Geld in einem separaten Raum vorgezählt. Hier bekommt man wirklich für relativ wenig Geld ein Schweizer-Bank-Feeling geboten.
Am Nachmittag bereiten wir die Preiselbeeren für den Wein vor, da kommt Persson mal wieder vorbei, der sich lange sehr rar gemacht hat. Wir fragen, ob er weiß, wo man Wasser findet. Er lässt sich von mir eine Ebereschenrute abschneiden und wünschelt damit über das Grundstück. Da er gehbehindert ist, muss Kathrin eine Seite der Wünschelrute halten. Mit der anderen hält sie Perssons Hand, die er auf den Stock stützt. Das andere Ende der Rute hält Persson. Als wir ins unbefestigte Terrain kommen, muss ich ihn zusätzlich noch am Hosenbund stabilisieren.
Ich bin foh, dass uns in diesem Aufzug niemand gesehen hat!
Witzigerweise hatte vor ein paar Tagen der Angestellte unseres Grabers ebenfalls gewünschelt. Wie wir heute wissen, auch mit einer Ebereschenrute. Beide haben unabhängig voneinander unser tief vergrabenes Elektrokabel erspürt. Beim Wasser gab es abweichende Meinungen, aber die wesentliche Richtung stimmt. Wir werden der Brunnenbohrfirma auf jeden Fall den Rat geben, es in dieser Ecke des Grundstücks zu probieren. Das ist glücklicherweisen auch nicht weit vom Haus entfernt.
Kathrin gibt Persson etwa von unserem Preiselbeer-Orangenmus. Er freut sich darüber so sehr, dass er mich mit zusich nach Hause nimmt und mir ein Stück tiefgefrorenes Elchfleisch gibt. Dann zeigt er mir die 4 Jagdansitze, die ihm zugeteilt sind zum mindestens 4. mal auf der Karte. Er scheint eine große Vorfreude zu haben, die mich allmählich auch ergreift. Allerdings mehr aus der Perspektive des Wurstherstellers. Noch.
Die Preiselbeeren sind gekocht, kühlen nun ab und werden morgen eingemaischt. Mit selbsthergestellten Wein hatten wir schon früher Glück. Ganz im Gegensatz zu den sauren Gurken, die mir auch in Deutschland schon verschimmelt sind - trotz Gärkruke und Beschwersteinen. Da muss ich wohl das Rezept wechseln.
Euch allen ein wunderbares Wochenende! Ha en trevlig helg! Livet är härligt!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Funkturm:Das ist ja witzig:15.00 Uhr schreibe ich was man da tun könnte, 19.00 Uhr meldet ihr Vollzug. Ab jetzt läuft das immer so, verstanden? So und jetzt weitermachen!
Tschüß zusammen und ein allgemeines Achtungssignal an alle Trekkerfahrer!

Anonym hat gesagt…

Einheitssosse: Hiermit verabschiede ich mich für eine unbestimmte Zeit vom Blogg und allen "Mitwirkenden". Wir hatten eine schöne Zeit...ne jetzt ist aber mal gut hier mit der Gefühlsduselei ;o) ich finds nur schade die nächsten Bilder nicht sehen zu können und das ich nur sehr zeitverzögert von den zwei beiden Neuschweden die dann nicht mehr aktuellen Neuigkeiten erfahre (Briefe sind lange unterwegs). Aber ich kann leider nichts dagegen tun, wenn bestimmte Gebiete Deutschlands den modernen Kommunikationsmethoden bis jetzt noch fast unerschlossen geblieben sind! Hm...ich spreche für Ausenstehene bestimmt mal wieder in Rätseln (oder Funkturm??? Übrigens: Ich sehe mindestens genauso gut aus wie die Mami :o) Aber da es dort außer mir keine anderen Trekkerfahrer geben wird, schwebt niemand potentiell in Lebensgefahr). Nun dann...ich zähle Ziegen für euch treuen Blogger, Logger und ähm...Zogger?!