Mittwoch, 22. August 2007

Vorsicht Herbst!

19.8.07

Herbst und Winter haben uns schon gewarnt. Vor einigen Tagen war hier richtiges Mistwetter mit Temperaturen um die 12 Grad und viel Wind – fast schon Sturm. Uns wurde bewusst, dass in ein paar Wochen das Duschen im Freien zu Ende sein würde. Auch das nächtliche mal schnell raus zum Pinkeln, dürfte deutlich mehr Überwindung kosten, als bisher. Jeden Gang vor die Tür werden wir uns reiflich überlegen. Heute alles kein Problem, das Leben findet sowohl drinnen als auch draußen statt, aber bald…?

Wie wir es inzwischen ja gewohnt sind, läuft nichts planmäßig. Selbst nachdem wir unser Postfach wieder aktivieren konnten, gibt es kein Lebenszeichen vom Finanzamt wegen unserer Personennummer und auch Nichts vom Bauamt wegen unserer Baugenehmigung. Außerdem suchen wir seit Wochen verzweifelt jemanden, der unsere Kläranlage gräbt und anschließt. „Keine Zeit!“, „Zuviel Aufträge!“, „Zu weit draußen, wo ihr wohnt!“, „Zu steinig wahrscheinlich bei euch!“ – ein paar der Begründungen, die wir hier hören. Ich sehe schon die alten DDRler unter euch feixen. Ja, hier kann einem manchmal schon nostalgisch zumute werden. Aber ich muss trotzdem immer wieder eine Stange für „unsere“ Schweden brechen. Weil, zum Beispiel, auf die im Touristenbüro gestellte Frage nach dem nächsten Tierarzt nicht nur aus dem Fenster auf dessen Praxis gezeigt wird (die Viel-Leser müssen jetzt sicher lachen, schließlich haben wir das Gleiche schon mit der Frage nach der Bibliothek erlebt. Ihr seht, Leksand ist sehr überschaubar.), sondern die Dame sagt uns unaufgefordert, wann man da anrufen kann, um einen Termin zu bekommen und dass dieser Tierarzt hervorragend sei. Sie selbst habe dort auch ihren Hund und die Katze behandeln lassen.

Aber zurück zu den Klärgruben- und Anbauproblemen.

Wir überlegen uns, eventuell die Verlegung der Kläranlage selbst vorzunehmen. Das klingt schlimmer, als es ist. Den 3-Kammer-Schlammabscheider gibt es hier in der Plastikausführung und für 2000l Fassungsvermögen ist der nicht sonderlich groß und unhandlich. Der Rest erfordert eher Geschick und Erfahrung als Kraft. Aber selbst die Grabearbeiten bekommen wir nicht vergeben. Wir versuchen es auch mit Hilfe von deutschen Freunden, die schon ein Netzwerk aufbauen konnten - nichts. Selbst die Variante, dass ich selbst mit der Spitzhacke grabe, hatten wir schon ins Augen gefasst. So ganz abwegig ist das ebenfalls nicht, habe ich doch als Student in den sogenannten „Studentensommern“ unzählige Kilometer diverser Gräben gebuddelt. Sogar in Łodz in Polen.

Viel Zeit und Energie kostet uns diese Suche, aber wir haben einen Plan B. Doch dazu später mehr.

Für den Anbau bereiten wir alles vor, als ob die Genehmigung kommen würde. Die alte Rampe ist weggerissen, der kleine Windfang ebenfalls. Nächste Woche werden wir das kleine Podest wegreißen. Damit ist endlich Platz für das Schnurgerüst. Mit dem Graben der Löcher für die Pfahlfundamente können wir auch schon beginnen, das kann uns ebenfalls keiner verbieten. Wenigstens können wir weiter am Ziel Anbau arbeiten. Es wäre unerträglich, wenn wir nichts tun könnten.

Gestern kamen 2 Männer auf unser Grundstück und stellten sich als Nachbarn vor. Sie haben eine Hütte in der Nähe, die sie im Sommer und zur Jagd bewohnen, sonst wohnen sie – genau – in Stockholm.

Es scheint, ganz Schweden wohnt in Stockholm und hat eine Hütte auf dem Land.

Wir haben uns sehr über diesen Besuch gefreut, nimmt man uns doch allmählich war und beginnt, uns in die Gemeinschaft zu integrieren. Der Wohlfühlfaktor steigt weiter an!

Apropos Jagd: Jetzt, da die Kühe wieder im Stall wohnen, die Sennereien also unbesetzt sind, wird unsere Umgebung von einem neuen Fieber ergriffen – der Elchjagd. Seltsam, wir können es auch spüren, wie alle Menschen von der Vorfreude auf die Jagd ergriffen sind. Und es nimmt auch von uns Besitz, obwohl es noch anderthalb Monate bis dahin dauert.

Wenn ich Persson richtig verstehe, darf ich mit ihm zur Jagd gehen. Waaahnsinn!

Das ganze Wochenende bastelte der örtliche Jagdverein am Anbau für das Schlachthaus im Wald. Soviel Hektik war noch nie hier oben. Noch nicht mal beim Flugzeugabsturz. Aufregend!

Unser Selbstversorgerleben kommt allmählich in Fahrt. Das erste Sauerkraut gärt und die Gewürzgurken sind eingelegt. Beides blubbert jetzt, wo wir es uns mit einem Feuerchen im Herd in der Hütte warm gemacht haben, fröhlich vor sich hin. Das Gemüse haben wir zwar nicht selbst gezogen, aber ein Anfang ist es trotzdem. Draußen vor der Tür gedeihen unser Grünkohl, Spinat und Schwarzwurzel, die wir nach unserer Abendwanderung wieder vor den Pferden verteidigen mussten.

Ach ja, auf der Wanderung sind wir neben großen Elch“fußabdrücken“  auf frische Raubtierspuren gestoßen. Vom Aussehen her wie das Symbol von Jack Wolfskin, etwas schmaler als eine Hand breit und insgesamt etwas kleiner als ein Handteller. Wolf? Luchs? Leider kenne ich nur „Maruk“ und „Audi - quattro“.

Seit gestern haben wir sogar eine Freiland-Duschkabine. Aus 4 alten Schwedenzaunstangen, ein paar alten Brettern und einer dickeren, schwarzen Plasteplane haben wir uns eine winddichte Duschmöglichkeit gezimmert. Damit verlängern wir die Möglichkeit des Duschens im Freien für ein paar Wochen. Ich habe auch einen Warmwasserhahn installiert, aber man kann drehen wie man will – da kommt nichts raus.

 

    

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Funkturm: Das ist ein kurzer Testgruß an euch ,da ich schon etliche Versuche -dank meiner umfassenden Kenntnisse- versenkt habe. Am liebsten würde ich jetzt mit meiner Baustellenausrüstung zu euch kommen, schon der Gedanke ist aufregend, ihr könnt ja schon mal eine Tabelle anlegen, was ihr so braucht...

Anonym hat gesagt…

Funkturm: Für das Verschwinden meiner Kommentare gibt es nur eine Erklärung: Die Yrr haben ein Ostseekabel angezapft und sind so an wichtige Angelinformationen gelangt. Hätte ich bloß nicht so übertrieben...Wahrscheinlich sind die Viecher schon auf dem Weg um mich als Massenmörder einzuschleimen! Ihr seht; fließendes Wasser im Haus ist gefährlich.
Liebe Grüße von Heike und Dirk

Logger hat gesagt…

Hallo Funkturm! Na so eine Freude! Wenn Deine Unglückssträhne beim Versenden von Kommentaren vorbei ist, fange ich ab jetzt sicher auch wieder Fische, oder? Bitte!!!
Es könnten durchaus die Yrr gewesen sein, die für das Verschwinden verantwortlich waren. In diesem Fall würde ich dir empfehlen in die Alpen zu ziehen und wenn du nach Schweden kommst keine Fähre zu benutzen. :-)
Es wäre schön, euch jetzt hier oben zu haben - ob nun mit oder ohne Baugerät. Hauptsache Guinness! :-)))