Mittwoch, 31. Oktober 2007

Ein Lebenszeichen

Lange nichts von uns gehört. Das tut uns leid. Aber wir wissen im Moment wirklich nicht, wo unten und oben ist. Mal wieder hat jede Aufgabe Prio 0. Macht man das Eine, klemmts beim Anderen.

Ein Beispiel: Es ist ungeheuer wichtig, dass die Dachpappe bei jeder Bahn, alle 10cm im Zickzack genagelt ist und dass die Windpappe, die um den ganzen Anbau herum getackert ist, Halt und Sicherheit durch die Paneele bekommt. Andernfalls reicht eine bösartige Böe und es zerfetzt die Windpappe bzw. die Dachpappe wird vom Dach geweht. Also arbeiten wir mit Hochdruck jeden Tag, an dem das Dach nicht nass oder voller Reif ist am Dach. Danach geht es mit dem Paneele anbringen weiter. Damit sind wir schon fast fertig. Nur der Giebel fehlt noch. Da steckt aber auch die meiste Bastelarbeit drin.

Dann ist da ja noch das Wasser. Der Brunnen ist gebohrt. Jetzt muss für die Wasserleitung ein Graben vom Anbau bis zum Brunnen gegraben werden BEVOR der Frost den Boden unzugänglich macht. Das Wasser können wir aber erst dann nutzen, wenn der Anbau isoliert ist, weil uns sonst bei Frost die Wasserleitung ebenfalls einfriert.

Also muss der Anbau dringend isoliert werden und die Fenster müssen eingebaut werden. Aber vorher streichen. Dreimal. Grundöl, Zwischenfarbe, Endfarbe.

Alles ist wichtig.

Zu dumm, dass wir aber auch noch 10 Kubikmeter Brennholz auf dem Grundstück liegen haben, das in Stücke gesägt, gespalten und gestapelt werden muss. Sicher, das Holz ist fürs nächste Jahr und hätte eigentlich Zeit. Eigentlich. Wir spalten mit einer Hydraulikspaltmaschine, die am Traktor von Persson befestigt ist. Also steht Perssons Trecker seit mehr als einer Woche bei uns herum. Eigentlich kein Problem. E… (ihr wisst schon). Aber Persson fährt den Schneepflug und der wird an seinem Traktor befestigt. Der Pflug muss also VOR dem Schnee noch am Traktor befestigt werden. Schneien soll es ab Freitagnacht. Und zwar heftig.

Dann kommen noch Leute vorbei, die sagen: „Schönes Vordach an deinem Anbau! Aber du musst es noch unterstützen, sonst bricht die Schneelast das Dach herunter.“  Andere meinen, dass wir dringend noch das Dach mit Schindeln decken sollten…

Die Liste der zu erledigenden Aufgaben ist noch viel, viel länger.

Wir wollen auch nicht jammern, weil eigentlich jede dieser Aufgaben an sich Spaß macht. Wir bitten bei euch nur um etwas Verständnis, wenn wir uns momentan ein wenig rar machen.

Ansonsten ist es a…dunkel. Sonnenuntergang ist momentan 16 (in Worten sechzehn!!!) Uhr. Das Wetter ist einzigartig. Starker Wind. Regenschauer. 0,8 Grad. Da macht das Holzspalten echte Freude! Und es sind noch knapp 2 Monate, bis überhaupt erstmal Wintersonnenwende ist. Da ziehe ich den Hut vor dem Arzt aus der Auswanderersoap, der nach Pajala am Polarkreis gezogen ist! Dafür ist es jetzt in unserer kleinen Hütte so richtig gemütlich. Die, die schon mal hier waren, wissen, was wir meinen. Der Ofen bullert, die Katze pennt friedlich (wenn sie es nur öfter tun würde!).

Apropos Katze: demnächst werden wohl die Umweltschützer vor unserem Grundstück protestieren. Noch ein paar Jahre und die gewöhnliche Spitzmaus ist hier oben vom Aussterben bedroht. Täglich schleppt Gismo jetzt eine Maus an. Manchmal sogar 2 Mäuse an einem Tag. Dann spielt er mit ihnen, bis die Mäuse ihre Zunge verschlucken, weil sie mit den Spielregeln nicht einverstanden sind. Anschließend sind die Dinger für Gismo uninteressant und sie bleiben vor der Anbautür liegen bis der Bestatter (ich) kommt und sie mit kühnem Schwung der Schaufel in den Wald befördert.

Bitte also nicht böse sein oder abtrünnig vom Blog werden. Wir stellen auch bestimmt bald wieder ein paar schöne Bilder ins Album. Als Entschädigung sozusagen.     

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Die magische 58

Nach 58 Metern war es soweit – unser Brunnenbohrer stieß auf Wasser! Endlich! Wir haben die letzte der 3 Aufgaben für dieses Jahr im wesentlichen Teil erfüllt – Abwasser, Anbau, Wasser.

Nachdem wir am Montag vergeblich auf den Brunnenbohrer gewartet hatten, glaubten wir schon gar nicht mehr daran, dass es ihn gibt. Am Dienstag kam er dann plötzlich. Ein im Übrigen sehr netter und lustiger Kerl.

Er brachte sein riesiges Auto in Stellung, was uns natürlich ca. 10 Meter Schafweidezaun und 3 junge Bäumchen kostete, aber was soll’s – ein bisschen Schwund ist immer. Dann warf er die Maschine an und es war vorbei mit der Ruhe. Am Ende des Tages waren 31 Meter gebohrt und der Wald hinter unserem Haus sah aus, wie im Winter – alles voller weißem Gesteinsmehl und nicht zu knapp.

Heute Morgen wurde der Lärm um 7:30 fortgesetzt. Vorsorglich waren wir mal wieder 6:00 aus dem Federn gekrochen. Da ist es hier noch stockdunkel. BRRRR!

Ab und zu schaute ich um die Ecke der Baustelle zu ihm und frage: „Hitta du vatten?“ (Wasser gefunden) und er antwortete schmunzelnd: „Nej! Ta det lungt!“ (Nein, bleib locker!).

Auf einmal wurde er etwas hektischer in seinen Bewegungen und der Staub, der abgeblasen wird, verfärbte sich dunkel. Sein Blick hatte etwas von einem Angler, der einen Biss an der Angel hat. (Ich persönlich kenne nur den Anblick ANDERER Angler.) Dann quoll etwas aus dem Rohr, das entfernt an Hefeteig erinnert. (Natürlich VOR dem Backen). Da blieb dann auch der Bohrmeister nicht locker, sondern haute mir auf die Schuler und grinste breit.

Wir haben es geschafft! Wahnsinn. Die Freude ist riesengroß! Nicht zu glauben, dass wir erst reichlich 3 Monate hier sind und jetzt ist auch noch die letzte Hürde genommen.

Klar, fertig sind wir noch lange nicht. Das wird auch noch viel, viel Arbeit geben. Aber das Wetter kann uns nicht mehr besonders ärgern oder uns zum Abbruch der Arbeiten zwingen.

Weihnachten duschen klingt so langsam realistisch.

Ganz „nebenbei“ haben wir heute damit begonnen, die Paneele an der Außenwand anzubringen. Gleich das nächste tolle Erlebnis. Die Hütte sieht plötzlich nach einer Hütte aus.

Die Loggerin streicht schon fleißig Fenster und in 4 Wochen wird die Außentür geliefert. Spätestens dann ziehen wir mit unserer Campingtoilette in den Anbau um. Denn dort wird es dann hoffentlich wärmer sein. Aber auf jeden Fall frostfrei. Was wirklich nett ist.

Hier in Schweden kann man übrigens WC-Sitze aus Styropor kaufen – nicht lachen!  

Sonntag, 21. Oktober 2007

Mal wieder: "Eigentlich"

Eigentlich sollte es ein etwas ruhigerer Tag werden – immerhin ist ja Sonntag und seit vielen Tagen haben wir uns keine Pause gegönnt, um den Anbau dicht zu bekommen. Jetzt haben wir das geschafft und könnten ja wenigstens einen Gang runter schalten. Eigentlich.

Am Morgen schaffen wir es nicht, einfach mal NICHT zur Baustelle zu gehen. Wenigstens die Sparren für das Vordach einbauen und etwas Isolation anbringen! Gegen 14 Uhr räumen wir die Baustelle auf und bereiten das Essen vor.

Wie immer während des Essens hupt es – Persson ist draußen. Kauend und dabei leicht stöhnend gehe ich zur Tür, um zu sehen, was es gibt. Der gute Kerl hat 3 Barsche gefangen und will sie uns nicht nur schenken, sondern auch noch selbst ausnehmen. Frierend stehe ich daneben, während er die armen Fische bei lebendigem Leib, unbetäubt, enthäutet. Irgendwie war ich froh, dass Fische keine Stimmbänder haben.

Vor langer Zeit sagte mal jemand zu uns, dass nach der Jagd hier oben im Wald „tote Hose“ ist. Und irgendwie hatten wir uns genau darauf gefreut. Seltsamerweise stimmt das aber nicht, denn während ich noch bei Perssons grausamen Folterritual zuschaue, biegt ein weiterer Volvo in unsere Einfahrt ein. Einer der „Wochenendler“ hat seine Hütte winterdicht gemacht und kommt, sich zu verabschieden.

Drinnen steht mein Mittagessen und wartet auf mich.

Vor einer Woche fragte mich Persson, ob ich Brennholz brauche. Sicher! Der nächste Winter kommt bestimmt! Vor kurzem wurde bei uns in der Nähe ein Stück Wald gerodet und die Harvester haben die Birken, die zwischen den Kiefern standen auf einen separaten Haufen gestapelt („gepoltert“ heißt es wohl richtig). Da liegen also ca. 10 Kubikmeter (!) Birkenholz, die wir für beinahe „Umme“ bekommen können. Das reicht uns für 2 Winter!

Ich frage Persson heute, wann wir den Trecker umrüsten, um das Brennholz (die Schweden haben sogar ein separates Wort dafür „ved“) zu holen. Er denkt kurz nach und sagt: „Jetzt!“.

Also rüsten wir den Traktor um und hängen den Hänger an. Da sagt Persson zu mir: “Wenn wir schon so weit sind, wollen wir da nicht gleich das Holz holen?“ Klar! Eigentlich wollte ich heute mal ausruhen. Eigentlich.

Also tuckern wir los und schaffen die Hälfte des Holzes nach Hause. (Bild folgt bald.)  Inzwischen ist es sechs Uhr und es wird dunkel. Persson lässt seinen Traktor samt Hänger gleich bei uns stehen, damit wir morgen das Holz klein sägen können und die nächste Fuhre holen. Dann schlägt der alte Gauner vor, dass wir doch ein „Pilsner“ trinken sollten. Er tippt, dass wir noch ein paar Vorräte deutsches Bier da haben und trifft ins Schwarze. Wir haben!

Zu dritt trinken wir jeder ein gutes deutsches Pilsner, was nach der schweißtreibenden Arbeit einfach genial ist. (Neulich sah ich auf einem Foto einen sehr alten Freund von mir, wie er mit seinem Sohn und seinem Vater mit je einer Flasche Bier in der Hand in der Sonne saß und ich musste eine Weile nachdenken, um zu begreifen, dass es normalerweise kein Luxus ist, einfach so ein gutes Bier zu trinken. Hier schon.)  

Wir sind von soviel Hilfsbereitschaft sehr begeistert! Es ist sein Diesel, sein Traktor und seine Zeit, die Persson hier investiert. Als er dann fragt, ob wir uns wenn er im Krankenhaus ist, um seine Pferde und seinen Hund kümmern können, sagen wir selbstverständlich zu.

Mir gefällt die Währung, mit der man hier bezahlt!           

 

Samstag, 20. Oktober 2007

Es darf jetzt schneien!

Geschafft!!! Das Dach ist endlich dicht! Mann, das war vielleicht nochmal ein Stress. Ausgerechnet beim Dachpappe nageln kommt wie aus dem Nichts ein Sturm auf.
Bisher hatten wir alle Bahnen auf dem Dach erst mit dem Tacker provisorisch geheftet, bevor wir sie mit Dachpappennägeln befestigten. Bei der vorvorletzten Bahn fährt uns eine Böe unter die Dachpappe und verquirlt sie auf dem Dach - kurz bevor ich sie anheften konnte. Die Bahn hatte ein wenig darunter gelitten, aber es ging noch.
Also nochmal das Ganze. Diesesmal heftete ich gründlicher. Als ich die Bahn fertig gelegt und den Rest der Rolle gerade die Leiter hinab trage, kommt eine neue Böe und kippt die Bahn nach oben um. Ich stehe mit der Rolle auf der Schulter zwischen Baum und Borke. Will nach oben, um die Bahn zu sichern und muss aber runter, die Rolle absetzen. Bange Sekunden. Ich steige so schnell es geht die Leiter herunter, reiche der Loggerin die Bahn und kraxle so schnell es die Sicherheit erlaubt wieder nach oben.
Ich übertreibe nicht, noch 2 Sekunden und ich hätte die Bahn erreicht - der Wind war schneller. Die Bahn wird gepackt und übers Dach geworfen, wo sie sich verheddert, verdreht und schließlich reißt. Mehrere Minuten stehe ich auf der Leiter und bin vor Wut kurz vorm Heulen. Aber es nützt nichts, wir brechen für diesen Tag die Arbeit ab. Der Wind wurde immer kräftiger und Nachschub an Dachpappe musste in der Stadt gekauft werden. So kurz davor, das Dach dicht zu haben und dann nachmittags um 4 Uhr aufhören. Das war bitter. Was wenn es in der Nacht regnet? Könnten wir am nächsten Morgen mit nassen Schalbrettern weiterarbeiten?
Zum Glück blieb es trocken und der Wind war am nächsten Morgen auch nicht mehr so schlimm. Dafür wehte er aus Norden und damit war es heftig kalt auf dem Dach. Aber alles lief dafür planmäßig. Am Abend hatten wir das Dach zugemacht. Ein schönes Gefühl.
Heute war dann die Windpappe dran. Jetzt sieht unser Anbau aus wie von einem trauernden Christo eingewickelt. Bis auf die Stirnseite ist die Hütte jetzt auch noch winddicht. Ab jetzt haben wir richtig gegen das Wetter gewonnen. Denn so geschützt kann ich drinnen bei jedem Wetter weiterarbeiten. 
Die Außenpaneele wurden auch schon geliefert. Also bekommt auch die "vindpapp" bald Schutz von Außen - und das Häuschen sieht bald auch aus wie ein Häuschen.
Übrigens haben wir unsere Postbox aufgegeben und besitzen jetzt einen Briefkasten im Wald. Nicht bei uns am Haus, aber auf halbem Weg in die Stadt. Nun sind wir nicht mehr an die Öffnungszeiten der Post gebunden und wir kommen fast immer am Briefkasten vorbei, wenn wir Erledigungen haben. Deshalb haben wir eine neue Postadresse- mal wieder - tut uns leid: Skinnaråsen 187, 79392 Leksand.
Unsere Katze hat inzwischen auch die 2. Maus gefangen und heute abend wurde er auch zum ersten Mal "verkloppt" - von Perssons Kater. Ein erfülltes Leben!    

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Erzwungener Blogeintrag

Da dachten wir nun, endlich streckt der Funkturm und seine Familie (mit Ziege???) verdientermaßen die Füße in den warmen Sand und lässt sich von beflissen Kellnern in der all-inclusive-Anlage auf Malle einen Caipi nach dem anderen bringen und wir können hier ungestört unsere First-Class-Suite in den Wald setzen ohne jeden Abend herumbloggen zu müssen, weil es ja sonst keiner liest. Aber dann! Wir bekommen direkt aus Mallaorca einen auf die Mütze, weil wir keinen Tätigkeitsbericht geschrieben haben. Fast wie in meiner alten Firma!

Und dann hat auch noch Einheitssoße kommentiert, was uns immer sehr freut.

Also überredet, auch wenn uns die Arme schon auf dem Fußboden hängen, hier der Bericht der letzten Tage:

Wie ihr euch denken könnt, dreht sich momentan alles um den Anbau, speziell um das Dach. Einmal hatte es uns schon in den Anbau geschneit, das sollte möglichst nicht noch mal passieren. Deshalb haben wir in Windeseile 7 Dachbinder hergestellt und auf das Dach gebracht. Darüber eine große Plane gelegt und das Dach war zunächst provisorisch dicht. Das war schon ein großer Schritt.

Seit Sonntag nageln wir, mit Unterbrechung, weil wir ein paar Termine in der Stadt hatten, an der Dachlattung. Stand heute fehlen uns noch 4 Lagen Rauhspund, dann ist das Dach fertig geschalt. Vielleicht haben wir morgen wieder einen Anlass für ein Gläschen Whisky, denn dann könnte das Dach eventuell wasserdicht sein.

Natürlich hat das Wetter versucht, uns in jeder Beziehung einen Strich durch die Rechnung zu machen. Am Sonntag hat es genieselt. Montag war Spitzenwetter, aber wir nicht auf der Baustelle. Und am Dienstag war es sehr wechselhaft mit kleinen Regenschauern.

Am Abend kam ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis knapp 50km/h auf. Wir saßen schon frisch gewaschen und im Schlafanzug in unserer Hütte. Aber die Plane draußen knallte fortwährend aufs Dach und zerrte an den Stricken, mit denen sie festgemacht war. Also entschlossen wir uns, noch mal raus zu gehen und die Plane vom Dach zu nehmen. Das war eine gute Entscheidung denn erstens hatten wir ca. 25 Quadratmeter weniger Segelfläche an Anbau und zweitens klarte es auf und das Holz konnte gut trocknen.

Seit heute gibt das Wetter seinen Kampf auf. Trockenes, sonniges, leicht windiges Wetter – und das soll bis mindestens Freitag so weitergehen. Leider sind die Temperaturen nicht so wie auf Mallorca. Höchstens 10 Grad.

Die Sonne steigt inzwischen schon nicht mehr weit über den Horizont und abends ist es spätestens um sechs zu dunkel und auch zu kalt, um draußen zu arbeiten.  

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Dem Elch am Bart gezupft

Vor ca. 4 Wochen kündigte sich der Winter mit ersten Schneeflocken an – heute schneite es fast den ganzen Tag. Schön fürs Gemüt, weil einem wirklich weihnachtlich zumute wird, aber schlecht für den Anbau. Der Wetterbericht hatte diesen Schnee zum Glück schon lange angekündigt, so dass wir gestern Abend die Baustelle noch sichern konnten. Leider hat die Zeit nicht gereicht, um alle Dachbinder fertig zu stellen und die Dachlattung aufzubringen. Aber noch 2 aufeinanderfolgende Tage ohne Regen oder Schnee und das Dach ist dicht. Das sollte doch zu schaffen sein, oder?!

Seit Montag ist die Jagd im Gange und uns fliegen hier fast die Kugeln um die Ohren. Wenn man mit dem Auto aus dem Wald fährt, sitzen alle 100m Jäger in den Anständen. Ein bedrohliches Gefühl. Ständig hört man auch Schüsse.

„Unser“ Jagdverein hatte bisher 3 Elche geschossen, die inzwischen „aus der Decke geschlagen“ sind. (So sagt man wohl, wenn das Fell abgezogen ist).

Heute kommt Persson gegen Vormittag aufs Grundstück und erzählt stolz davon, dass man einen kapitalen Elch geschossen hat. Also schnappe ich mir die Kamera und gehe zum Schlachthaus im Wald. Auf dem Weg dahin überholt mich der Tierkörpertransporter (ein Quad mit Hänger) und wirklich: ein riesengroßer Elch mit einem fetten Geweih liegt hintenauf!

Am Schlachthaus angekommen, bot sich mir ein grausiger Anblick: die abgetrennten Schädel und die Beine der bereits gehäuteten Elche lagen einfach so in der Gegend herum.

Der frisch geschossene Elch dampfte aus dem Bauch. Da wo bis eben noch Eingeweide lustig vor sich hin blubberten ist jetzt ein großes schwarzrotes Loch.

Das muss einmal ein prächtiges Tier gewesen sein.Ca. 25-30 Jahre alt, erfahre ich als ich frage. Ich gehe ganz nah heran und zupfe zum ersten Mal im Leben einem Elch den Bart. Mir geht das „Adventsgedicht“ von Loriot durch den Kopf: „Behutsam legt sie Glied auf Glied…“

Sofort machen sich die Jäger an die Arbeit und entfernen das Fell an den Beinen, damit der Elch an Fleischerhaken aufgehangen werden kann, während der Schütze seine Rolle als Held des Vereins sichtlich genießt und mit lauter Stimme (und auch schon etwas „stoned“) von seinem Treffer berichtet. Das genügt mir und ich verschwinde wieder.

Die Bilder gibt’s demnächst im Fotoalbum zu sehen. Wenn uns die Götter des Breitbandes mal wieder gnädig sind.

In der Zwischenzeit hatte es ca. 5cm geschneit. Also müssen Winterreifen auf unser Auto. Reifenwechsel „liebe“ ich schon seit meiner Armeezeit als Militärkraftfahrer. Glücklicherweise musste ich das in den letzten Jahren nicht mehr tun. Aber jetzt muss ich wieder und gleich kommt es richtig fies – der Schnee geht plötzlich in Regen über… Dann vergesse ich auch noch bei einem Reifen auf die Laufrichtung zu achten, merke es aber noch rechtzeitig. Also noch mal runter das Teil!

Nach einer Stunde bin ich nass bis auf die Unterhose – und das bei 1,2 Grad.

Gegen fünf Uhr reicht es mir. Ich verkrieche mich in die warme Hütte. Hier gibt es Feuer und warmen Tee.

Machen wir also Innendienst – genug Schreibkram ist schließlich liegengeblieben.

Montag, 8. Oktober 2007

Jagd in Dalarna

Was für die Kölner der Fasching (oder heißt das dort Fastnacht, sorry!) ist für die „Dalarnesen“ die Jagd. Neben Midsommar, Lucia, Weihnachten, Neujahr, Beginn der Eishockeysaison, Ende der Eishockeysaison und Ferienbeginn sozusagen DAS Ereignis.

Mir wurde tatsächlich die Ehre zuteil, an der Jagd teilnehmen zu dürfen. Also begann der Montag sehr, sehr früh. Draußen war es halbdunkel und bitterkalt, zumindest gefühlt. Nach einer Viertelstunde Autofahrt hatten wir unsere endgültige Schießposition erreicht und ich fragte mich, wie ich in dieser abartigen Kälte die nächsten Stunden überleben sollte.

Zum Glück versorgte mich Persson, neben dem ich im Schießstand saß, mit Essen und heißem Wasser (!) zum Trinken.

Ansonsten ist Jagen wie Angeln ohne Wasser – zumindest für die Leute, die mit mir zum Jagen oder Angeln gehen: es ist wunderschön in der Natur zu sein, es ist sagenhaft still und man kommt zur Ruhe – aber sonst passiert auch weiter nichts. Ich hatte es befürchtet!

Aber auch jagdklubweit war es ruhig dieses Jahr. Nur zweimal hörten wir einen Schuss. Wie Persson erklärte, liegt das an der gewachsenen Wolf-Population… Schön, dass mir die Wölfe argumentativ weiterhelfen!

Auf dem Weg zurück zum Jagdklub hörten wir, dass ein Mitglied eine Elchkuh geschossen hat. Die Freude bei allen Beteiligten war groß. Tatsächlich dauert es auch nicht lange bis die „Elchin“ auf einem Hänger mittels Quad ins Schlachthaus gebracht wurde. Dort bleiben alle erlegten Tiere bis zum nächsten Sonntag hängen und werden dann zerlegt. Die Eingeweide werden übrigens vor Ort im Wald entnommen und liegengelassen.

Am Nachmittag kam ich völlig durchgefroren daheim an und nach Kaffee und Kuchen begann die 2. Schicht auf der Baustelle. Der Druck das Dach zu schließen ist jetzt enorm, denn für Donnerstag und Freitag ist Schneefall vorhergesagt.

Welches Glück, dass wir momentan Besuch haben. Die beiden „Franken“ sind da! „Franke1“ ist gekommen, um sich ihr Geburtstagsgeschenk von Mama persönlich abzuholen und hat „Franke2“ mitgebracht. „Franke2“ ist mir auf der Baustelle eine gute Unterstützung.

So haben wir diese Woche einen Mix aus Familienfeier, Jagdstimmung und Baustellenfeeling. J   

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Aliens im Gatukök

Gestern konnten wir das wunderbare Wetter, das wir zur Zeit hier haben leider nicht nutzen, da ich einen Termin in der Stadt hatte. Da der Tag deshalb zum Bauen schon zu zerpflückt war, sind wir nach Falun gefahren. Dort kauften wir 3 kleine Fenster für unseren Anbau und tankten billig. Anschließend taten wir etwas, vor dem jeder Reiseführer für Schweden warnt: wir gingen in einen Imbiss, die heißen hier Gatukök (also etwa Straßenküche) um eine Wurst zu essen. Hinter dem Tresen stand etwas, dass mich entfernt an den Waffenverkäufer von „Man in Black“ erinnerte. Ihr wisst schon, der Typ, dem immer der Kopf weggeschossen wird und der dann nachwächst. Dieses außerirdische Etwas bat ich im wohlerprobten Schwedisch nach 2 Würsten. Worauf er mich anschaute, als hätte ich gefragt, ob ich seine Großmutter mariniert als Brotaufstrich bekommen könnte. Ich wiederholte den Satz, den ich von allen Sätzen bisher am meisten gesprochen hatte: „Dvå korv med bröd, tack!“ und allmählich dämmerte ihm was unser Begehr’ war, denn er drehte kommentarlos ab und kümmerte sich um seinen Herd. Nachdem die Würste lang genug gebraten hatten, stellte er mir die Frage, wohin er mir das Zeugs denn schieben sollte. Oder so etwas Ähnliches. Ich konterte geschickt mit „Senf“,natürlich auf Schwedisch, und – er verstand. Anschließend bedankten wir uns artig für die großzügige Bedienung und verließen fluchtartig die Örtlichkeit. Als meine Magenschleimhäute den ersten Angriff überstanden hatten sagte ich mir, dass, wären wir in einem Quentin-Tarantino-Film ich jetzt eigentlich noch einmal zurück in die Gatukök gehen müsste und die Bedienung kommentarlos erschießen. Leider war es kein Film, wie mir mein Magen mitteilte. Also, liebe Schwedenbesucher, nehmt die Warnung vor den Gatuköks ernst! Es sind Aliens, die da braten!

Aber der Tag hatte noch Gutes mit uns vor. Die nächste Station war eine Versicherungsanstalt, bei der wir unser Auto versichern lassen wollen. Mir war etwas flau bei dem Gedanken an die vielen Fragen, die uns dort sicher gestellt werden würden.

Wir gehen in die Versicherung rein und werden fast direkt bedient. Das läuft hier etwa so wie am Bankschalter – alles im Stehen. Der Versicherer fragt, nach der registeringsnummer, dass ist das Kennzeichen unseres Autos , tippt das in seinen Computer ein – und weiß Bescheid, was wir für ein Auto haben, wie der TÜV darüber befunden hat, usw. Als nächstes fragt er nach der Personennummer und sagt uns danach unsere Namen. Toll. Willkommen in Schweden! Danach fragt er nach der Dauer des Besitzes des Führerscheins, dann fragt er uns, ob wir mit dem Preis einverstanden sind – wir sind – und das wars! Ab diesem Moment ist unser Auto in Schweden versichert. Wir brauchen nichts zu zahlen, das wird später per Rechnung erledigt. Die Zulassungsbehörde bekommt die Daten per EDV und wir erhalten bald die Steuermarke per Post und können unser schwedisches Kennzeichen spazieren fahren.

Auf dem Heimweg kaufen wir noch in einem Riesensupermarkt preiswert ein und befreien dann Gismo aus seiner Einsamkeit.

Heute konnten wir das Wetter gut nutzen und haben den ganzen Tag am Anbau geschafft. Am Abend kommt Persson vorbei und bringt uns 2 fangfrische, schöne Barsche, die wir uns auch sofort in die Pfanne hauen.

Dienstag, 2. Oktober 2007

IKEA und der Wald

Als Unterbrechung vom tagtäglichen Baustelleneinerlei (Achtung, Ironie höchsten Grades) und als Vorbereitung auf die Jagd, war ich heute mit unserem Nachbarn Persson auf dem Schießstand. Wir hatten zwei Gewehre mit Zielfernrohr mit, die Persson justieren wollte. Ich durfte auch schießen.

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal richtiges Kaliber scharf geschossen habe, aber höchstwahrscheinlich ist das über 20 Jahre her und es war eine Kalaschnikow, mit der ich damals schoss. Vom Rückschlag her ist der Vergleich zur „Kaschi“ gar nicht weit weg. Einmal hätte ich mir fast ein blaues Auge am Okular geholt.

Ich möchte jedenfalls kein Elch sein, zumindest nicht nächste Woche!

Ganz blöd habe ich mich nicht angestellt. Die Scheibe habe ich auf 80 Meter jedes Mal getroffen und mit der Remington sogar einmal eine 9.

Danach haben Kathrin und ich weiter an der Baustelle gebastelt.

Das Ständerwerk entwickelt sich und man kann sich jetzt schon vorstellen, dass das mal ein Haus wird. Die Arbeit macht einfach nur einen Riesenspaß. Anders kann man es nicht beschreiben. Endlich wieder den Klüpfel und die Kataba in der Hand zu halten und etwas zu erschaffen, dass ist unglaublich genial!

Vor einiger Zeit haben wir eine Arbeitsplatte und Zubehör im Internet bei IKEA bestellt und Anlieferung erwünscht. Letzten Samstagnachmittag (!) erhielten wir einen Anruf von IKEA, dass die Ware diese Woche ausgeliefert wird. Ich war allerdings sehr, sehr skeptisch, ob IKEA wirklich bis zu uns in den dunklen Wald liefert. Sie tun es! Statt, wie eigentlich in Schweden üblich, die Ware an der nächsten Tankstelle „abzukippen“ und eine Postbenachrichtigung zu schicken, dass man seine Ware dort abholen kann, rief mich am Nachmittag die Fahrerin eines Trucks an und fragte, wie sie um Gottes Willen uns finden soll. Nach 2 weiteren Telefonaten tauchte sie wirklich vor unserer Einfahrt auf und übergab uns unsere Lieferung…