Freitag, 31. August 2007

Der Funkturm hat den "Bauzyklus" in seinem Kommentar so treffend beschrieben, dass ich dem nichts mehr hinzufügen möchte außer vielleicht, dass das ganze Leben so eine Baustelle ist. Man denkt, man dreht sich im Kreis, aber in Wirklichkeit kommt man immer ein Stück weiter.
Und so war es auch heute wieder. Unser Graber kam später und allein. Auf meine Frage, ob er gute Nachrichten bringt, sagte er: "Ja!". Er hat eine Firma für uns, die sowohl die Sprengung, als auch das Brunnenbohren übernimmt. Das Sprengen wird etwa soviel kosten, wie die Zisterne, die wir ja nun einsparen. Also ein Nullsummenspiel. Da fällt uns ein Stein vom Herzen.
Dann sagt er, dass er in der Nacht über unseren Anbau nachgedacht hat (!) und befürchtet, dass wir das in der von uns gedachten Form nicht realisiert bekommen. Schon garnicht bei einem neuen Stadtarchitekten und als unbekannte Mitbewohner.
Er meint wir sollten, anstatt den Anbau im rechten Winkel an das Haus zu bauen, das Haus quasi verlängern. Das hätte den Vorteil, dass wir unter dem vorhandenen Dachüberhang "ansetzen" könnten, insgesamt höher bauen könnten und es wäre außerdem noch sehr wahrscheinlich im Stil der hier üblichen Häuser.
Wir geben zu bedenken, dass unser momentaner Antrag noch schwebt. Wenn wir nun noch einen neuen Antrag nachschieben, ist die Verwirrung komplett und es dauert bis zum Frühling, bis wir eine Genehmigung bekommen.
Daraufhin sagt der Graber, dass er einen im Bauamt gut bekannten Architekten kennt, der uns für wenig Geld eine Zeichnung machen könnte, die sicher genehmigt würde. Außerdem kennt er jemand im Bauamt, der das Verfahren vielleicht abkürzen könnte, wenn er ihm unser Notlage schildert...
Muss ich erwähnen, dass sich unsere Laune deutlich aufhellte? Was sagt man zu soviel freiwilliger Hilfe?
Wir beschließen, dass es heute der falsche Zeitpunkt wäre, um dem Stadtarchitekten einen Besuch abzustatten.
In der Bank wollen wir einen etwas größeren Betrag abheben, bei dem sich in Deutschland sicher niemand Gedanken gemacht hätte. Das Konto ist gedeckt, also gehen wir an den Schalter und verlangen unser Geld auf legale Weise. Als wir den Betrag nennen, habe ich das Gefühl, als ob die Kammera über dem Schaltermenschen schon näher ranzoomt. Ebenjener wird deutlich blasser, verlangt unsere Ausweise, fragt, ob wir jemanden in der Bank kennen (die, die wir kannten scheint da nicht mehr zuarbeiten) und verschwindet für 5 Minuten nach hinten.
als er zurückkehrt fragt er nach den Reisepässen. Wir sagen, dass die daheim liegen. Er fragt wo daheim ist. Skinnarasen. Ah jetzt ja - das kennt er. Dann darf ich mein Formular ausfüllen und nach 10 Minuten warten, in denen wir ständig darauf gefasst sind, dass eine schnelle Eingreiftruppe die Bank stürmt, bekomme ich das Geld in einem separaten Raum vorgezählt. Hier bekommt man wirklich für relativ wenig Geld ein Schweizer-Bank-Feeling geboten.
Am Nachmittag bereiten wir die Preiselbeeren für den Wein vor, da kommt Persson mal wieder vorbei, der sich lange sehr rar gemacht hat. Wir fragen, ob er weiß, wo man Wasser findet. Er lässt sich von mir eine Ebereschenrute abschneiden und wünschelt damit über das Grundstück. Da er gehbehindert ist, muss Kathrin eine Seite der Wünschelrute halten. Mit der anderen hält sie Perssons Hand, die er auf den Stock stützt. Das andere Ende der Rute hält Persson. Als wir ins unbefestigte Terrain kommen, muss ich ihn zusätzlich noch am Hosenbund stabilisieren.
Ich bin foh, dass uns in diesem Aufzug niemand gesehen hat!
Witzigerweise hatte vor ein paar Tagen der Angestellte unseres Grabers ebenfalls gewünschelt. Wie wir heute wissen, auch mit einer Ebereschenrute. Beide haben unabhängig voneinander unser tief vergrabenes Elektrokabel erspürt. Beim Wasser gab es abweichende Meinungen, aber die wesentliche Richtung stimmt. Wir werden der Brunnenbohrfirma auf jeden Fall den Rat geben, es in dieser Ecke des Grundstücks zu probieren. Das ist glücklicherweisen auch nicht weit vom Haus entfernt.
Kathrin gibt Persson etwa von unserem Preiselbeer-Orangenmus. Er freut sich darüber so sehr, dass er mich mit zusich nach Hause nimmt und mir ein Stück tiefgefrorenes Elchfleisch gibt. Dann zeigt er mir die 4 Jagdansitze, die ihm zugeteilt sind zum mindestens 4. mal auf der Karte. Er scheint eine große Vorfreude zu haben, die mich allmählich auch ergreift. Allerdings mehr aus der Perspektive des Wurstherstellers. Noch.
Die Preiselbeeren sind gekocht, kühlen nun ab und werden morgen eingemaischt. Mit selbsthergestellten Wein hatten wir schon früher Glück. Ganz im Gegensatz zu den sauren Gurken, die mir auch in Deutschland schon verschimmelt sind - trotz Gärkruke und Beschwersteinen. Da muss ich wohl das Rezept wechseln.
Euch allen ein wunderbares Wochenende! Ha en trevlig helg! Livet är härligt!

Neue Bilder sind da

Nicht viele, aber trotzdem interessante. Heute abend gibts dann mehr zu berichten.

Donnerstag, 30. August 2007

Zum zweiten Mal GZSZ

In der Nacht gab es den ersten Bodenfrost. Wären wir heute Morgen mit dem Auto gefahren, hätten wir die Scheibe freikratzen müssen. Dafür ist aber am Tag herrlichster Sonnenschein.
Unsere Abwasseranlage nimmt Gestalt an. Der Teil der Arbeiten, die tiefes Graben erfordern, ist erledigt. Der Sclammabscheider ist verbuddelt und die Infiltration, die das geklärte Wasser versickern lässt, ist auch fast abgeschlossen. Ab hier sind wir auf der sicheren Seite, denn die Zuleitung zur Kläranlage muss nicht mehr so tief liegen. Aber es sollte, wie üblich, anders kommen. Die Graber stoßen auf gewachsenen Fels, der allmählich fast bis zur Oberfläche ansteigt.
Kein Durchkommen.
Und wieder wird ab diesem Moment alles anders. Es muss eine andere Firma her, die den Fels sprengt. Das kostet extra Geld. Außerdem ist die Idee einer Zisterne neben dem Haus hinfällig. Ebenso wie der Gedanke daran, beim Graben der Zisterne auf Wasser zu stoßen. Und zuguterletzt können wir den geplanten Standort für unser richtiges Haus vergessen. Wenn wir uns bisdahin durchgesprengt haben, sieht es hier aus wie auf dem Mond und Geld haben wir dann auch keines mehr.
Djävle skit!!! (das übersetze ich lieber nicht!)
Wenn wir in den letzten Wochen etwas gelernt haben, dann ist es Pragmatismus.
Also stellen wir nüchtern fest, dass es nunmal so ist, sitzen in der warmen Sonne und denken uns zurück auf Null. Das hat ja auch etwas, mit dem Planen wieder von vorn zu beginnen. Nach langem Denken kommen wir zu dem Entschluss, morgen beim Stadtarchitekten "vorbeizuschneien", mal nett nachzufragen, wo unser Bauantrag gerade verottet und dann um einen Besuch bei uns zu bitten, bei dem wir uns zeigen lassen, wo man bei uns wie bauen sollte. Theo hatte die Idee ja schon lange, wir hätten es auch wirklich eher angehen sollen, aber mit zuviel Druck erreicht man besonders hier eher das Gegenteil.
Das schöne an der Graberei ist, dass wir nun jede Menge Steine für unsere Beeteinfassung, das Frühbeet und wahrscheinlich auch für die Hochbeete haben. Also schleppen wir abends, wenn unsere Buddler weg sind, fleißig Steine beiseite.
Aus den alten Schwedenzaunstangen, die schon am angegriffensten waren, wurde heute Feuerholz, das gerade im Ofen knistert.
Preiselbeeren haben wir heute auch wieder gesammelt. So ca. 5 Kilo sind zusammengekommen. Das soll diesmal Wein werden.
Sollte er gelingen, sind wir wenigsten geistig abgesichert gegen weitere Tiefschläge. :o)

Mittwoch, 29. August 2007

Elch gesichtet

Der Morgen begann kalt. Gegen 8 Uhr hatten wir nur 3,5 Grad. Und jetzt, am Abend wo ich Dieses schreibe, ist es schon wieder nur 5 Grad "warm". Vor einer Woche waren wir noch im See baden.
Überhaupt marschieren wir hier im Eilschritt durch die Jahreszeiten. Seit 2 Tagen färben sich zum Beispiel plötzlich schon die Ebereschen rot. Den Durchmarsch durch das Frühjahr haben wir im letzten Urlaub erlebt. Die Kürze des Sommers spüren wir gerade. Wenn das Jahr hier auch 365 Tage hat, wovon auszugehen ist und der Herbst hier auch schnell vergeht, wie berichtet wird, dann bleibt wohl nur eine Jahreszeit übrig, die länger dauert...
Auch beim Licht geht es rapide bergab. Es wird jeden Tag spürbar früher dunkel. Ist ja auch klar, am 21.9. ziehen wir mit Deutschland gleich, was den Sonnenauf- und Untergang betrifft und danach mit Riesenschritten an euch vorbei.
Heute Morgen gab es den langersehnten Anstich auf dem Grundstück. Die Bilder folgen in Kürze.
Noch vor ein paar Wochen dachte ich ernsthaft daran, selbst die Hacke zu schwingen. Heute weiß ich, dass mein Graben eines Kabelgrabens in der Lodzer Innenstadt dagegen ein Spaziergang gewesen wäre. Unser Boden hier besteht aus großen Steinen, deren Zwischenräume mit Sand gefüllt sind. Eigentlich müsste man nur noch Mörtel draufschütten, auf Regen warten und fertig wäre eine super Bodenplatte. (Verzeihung Funkturm, das war sicher sehr falsch ;-) )
Morgen wird die Infiltration gelegt und dafür eignet sich dieser "furztrockene" Boden wiederum ausgezeichnet. Danach wird die Zuleitung zum Haus gelegt und dann kann ich wenigstens schonmal das Campingklo umweltgerecht entsorgen. Vielleicht stelle ich auch schon ein Urinal auf das Rohr, das vor unserer Hütte endet. Man darf eben keine Gelegenheit zum Geldverdienen verpassen.
Die ersten Kunden sind sicher die Polen, die hier anhängerweise die Preiselbeeren aus dem Wald holen.
Am Abend brachten wir den Müll, den uns unsere Vorbesitzer hinterließen zum Recyclinghof. Übrigens wieder so eine schwedische Besonderheit. Hier fährt man an die Container heran, die mit der Oberkante auf Fahrbahnniveau stehen und läßt den Abfall, undurchschaubar in der Art der Sortierung, nach unten in den Container plumsen. Das Ganze kostet - nix!!! Beim gleichen Thema in Deutschland muss ich an Warteschlangen vor der Waage denken und an mürrische "Müllverwalter" die einen anschnauzen, weil man den Teebeutel als Ganzes beim kompostierbaren Müll versenkt hat und die Metallklammer noch dran war. Hier oben wird Plaste als "brennbar" deklariert. Ich hoffe, die haben gute Müllverbrennungen hier!
Auf dem Heimweg sahen wir zuerst einen Fuchs, oder zumindest noch den Schwanz davon im Wald verschwinden. Einen Kilometer weiter stand dann etwa 20 Meter von der Straße entfernt im Wald ein kräftiger Elch, der uns anschaute und uns wahrscheinlich keine Jagdfähigkeiten zutraute, denn er blieb einfach stehen und fraß in Seelenruhe weiter. Wie schnell sich doch Negatives verbreitet!...
Uns fragen in letzter Zeit häufiger die Blogleser, ob wir uns das Leben, das wir jetzt leben, so vorgestellt haben. Die Frage kann jetzt noch nicht beantwortet werden, weil das Leben sich noch nicht eingependelt hat, aber Eines können wir mit tiefer Überzeugung sagen - wir sind glücklich!

Dienstag, 28. August 2007

GZSZ

Irgendwie prophetisch, das Ende des letzten Blogeintrages.
Die gute Nachricht: mein Handy kann jetzt endlich wieder emails versenden. Das bedeutet, dass ab heute die Blogs wieder tagaktuell sind und darüber freue ich mich mächtig.
Die schlechte Nachricht: mit dem Laptop kommen wir aus dem Wald immer noch nicht ins Internet. Warum? Dazu muss ich ein wenig ausschweifen...
Gestern beschlossen wir zu IKEA zu fahren, um eine Spüle und einen Gasherd zu kaufen. Der nächste IKEA-Laden ist etwa 200km entfernt bei Gävle an der Ostsee. Dort bekamen wir aber weder einen Gasherd, bis auf einen extrabreiten gab es keine im Sortiment, noch eine Spüle. In der Küchenabteilung muss man, um beraten zu werden eine Nummer ziehen und die Tischplatte musste zugeschnitten werden, was auf Beratungsbedarf deutet. Auch die spezielle Spüle, die wir gern gehabt hätten, musste beim Berater bestellt werden. Mit Nummer 20 wären wir an der Reihe gewesen. Nummer 15 wurde gerade seit ca. 30 Minuten bedient. Wir wären also im Dunklen heimgekommen. Mit einem Korpus für die zukünftige Spüle, einer schönen Lampe und einem praktischen, klappbaren Esstisch machten wir uns, etwas "bedeppert" und ziemlich gestresst, auf den Heimweg.
Übrigens: die Köttbullar schmecken wirklich überall gleich aber die Kantine ist in Deutschland schöner.
Schnell noch am Postfach vorbei und dann ab in den Busch nach Hause. Ist schon ein tolles Gefühl, wenn die Post wieder lebt!
und wie sie lebt, die Post. Das Finanzamt hat geschrieben! Die heißersehnte Personennummer für jeden von uns ist da!!! Nur 2 Arbeitstage nachdem wir dort anriefen und nachfragten. Herrlich! Es tun sich neue Möglichkeiten auf! Wir konnten unser Glück kaum fassen.
Noch unfassbarer wurde es, als wir in unser Grundstück einbogen. Da stand auf der Wiese ein herrenloser Minibagger und eine Dreikammerkläranlage herum.
Letzte Woche haben wir über drei Ecken einen Kontakt organisiert, der uns die Grabe- und die Verlegearbeiten komplett ausführen könne. Nun ist er da und wird morgen früh mit dem Schachten beginnen. Es sieht als so aus, als ob wir zumindest beim Abwasser im Plan blieben. Notfalls bastle ich eben ein "Scheißhäusel" direkt über dem Schlammabscheider. Keine Lust mehr das fröhlich gurgelnde und spritzende Chemieklo zu entleeren! Ich hasse diese Art von Sommersprossen!!
Wie angekündigt, tranken wir gestern ein gutes Köstritzer Bier auf die Personennummer. Dazu gabs aber keinen Whisky, weil auf der Flasche steht: "Soll halten bis zum 13.8.2008!". Ist immerhin guter "Ledaig". Aber einen kleinen Grappa haben wir getrunken. Völlig benommen von soviel positiven Erlebnissen und soviel Alkohol im Blut haben wir bald gut geschlafen.
Heute waren wir, wie angekündigt, sofort im Telia-Laden, um zum Einen mit unserer neuen Personennummer einen viel günstigeren Tarif für das Telefonieren zu bekommen und zum Anderen das heißersehnte Funkmodem zu kaufen, dass, die Dauerabonneten wissen es bereits, ebenfalls nicht ohne besagte Nummer über den Ladentisch geht.
Nun, das Ergebnis ist bekannt. Neuer Tarif und Internetzugang per Handy - kein Problem. Und das Funkmodem? Dazu muss es zusätzlich einen festen Wohnsitz in Schweden geben. Unsere ist zwar fest, also es klappert nirgends - aber leider wird der Datenabgleich Personennummer - Wohnsitz nur einmal pro Woche gemacht. Am Wochenende. Und unsere Nummer ist so frisch, da wird das wohl erst am kommenden Wochenende passieren. (Die haben wohl die Software mit den 3 Buchstaben ;o) ) Wir sollen sicherheitshalber aber erst am Dienstag wieder im Laden vorbeischauen...
Jetzt, nachdem mein Körper etliche Stunden Zeit hatte, dass Adrenalin zu Kalk an meinen Gefäßwänden zu verarbeiten, denke ich, wenn man so lange gewartet hat, kommt es auf die eine Woche auch nicht mehr an.
Das WLAN in der Bibliothek geht noch immer nicht - also wieder erst nach dem Kabel fragen, die TAN für ein paar Bankingsachen lagen daheim, die Firma, die unser Auto wiegen soll nicht im Internet gefunden - angefüllt mit so viel Freude fuhren wir heim um die Reste der Anzucht von Spinat und Grünkohl zu begutachten, die uns die Pferde hinterlassen hatten. Zum Glück hatte es nur die Reste im Aufzuchtkasten erwischt, um das Beet haben wir Weideband gezogen. Ist zwar kein Strom drauf, macht aber nix, die Pferde wissen es ja nicht.
Zum schluss noch ein paar Meldungen, die die Welt nicht braucht: der Sommer ist weg. Heute morgen Sturm und nur 5 Grad. Seit 2 Tagen heizen wir abends schon kräftig ein. Die Einlegergurken sind verschimmelt.
Ob so der Whisky wirklich lange hält? Der Funkturm hat recht: alles Yrr, da draußen, die uns vernichten wollen. Alle gegen uns und wer ist Schuld? Die Angler!
Guds Nächtle!

Summertime

24.8.07

Der Sommer ist zurückgekehrt. An 3 aufeinanderfolgenden Tagen schönes Wetter, Windstille und Temperaturen um die 25 Grad. Da wir sicher sind, dass das die letzten schönen Tage dieses Sommers sein werden, wird alles angepackt, was draußen stattfinden kann oder muss.

Unsere Hütte hat jetzt eine Außenspüle. Das ist nichts weiter als eine große Ablage, an der Hauswand befestigt, auf der bei schönem Wetter das Geschirr gespült wird und auf die man sonst einfach den Kaffee oder so etwas draufstellt. Bei uns stehen da jetzt die Wasserkanister drauf unter denen wir uns die Hände oder das Gemüse waschen.

Kathrin rodet sich weiter durch den Urwald rund um den Erdkeller. Langsam kommen richtig schöne Plätzchen für eine Außenterasse zutage.

Morgens, wenn noch der Tau in den Gräsern hängt, wird die wild zugewucherte Wiese mit einer alten Sense "beackert". Das tut mir gut und der Wiese auch. Noch ein, zwei Jahre Wildwuchs und aus der Fläche wäre ein Himbeerwald geworden.

Da wir gerade bei Beeren sind: Die Preiselbeeren sind fast reif. Gestern bin ich nur mal probehalber um die Ecke hinters Grundstück in den Wald gegangen, um den Beerenkamm auszuprobieren und kam nach 5 Minuten mit einem Nachtisch für 2 Personen zurück. Unmengen! Das gibt bald leckere Marmelade und vielleicht probieren wir auch mal einen Preiselbeerwein. Da lacht das Selbstversorgerherz. Leider haben wir bei den Ebereschen nicht solches Glück. Der „Vuchelbeerbaam" hat hier oben in der Blüte nochmal Frost abbekommen und so hat kaum ein Baum in der näheren Umgebung dieses Jahr Früchte. Schade, die Vogelbeere soll einen guten Wein geben.

Diese Woche wollten wir beim schwedischen TÜV unser Auto registrieren lassen. Leider braucht man, um sich per Internet einen Termin geben zu lassen eine – na? – richtig – Personennummer. Also anrufen. Grusel! Nach Stunden der   Überwindung nehme ich das Handy in die Hand und beantworte tapfer die mir gestellten Fragen auf Schwedisch bis es irgendwann nicht mehr weiter geht. Zum Glück kann die nette Frau auch Englisch. Puh! Nach ein paar Minuten ist alles vorüber und wir haben einen Termin beim dortigen TÜV (bilprovningen) in Mora, das ist etwa 60 km entfernt am anderen Ende des Siljansees. Dort ist übrigens das Ziel beim Wasa-Lauf. Der einzige freie Zeitpunkt ist morgens um 7 Uhr. Fein, das heißt um 5 Uhr aufstehen. Aber egal – wir haben einen Termin. Dann sagt die gute Frau beiläufig, dass in Mora der TÜV leider keine Waage hat und da in Schweden der KFZ-Steuersatz an das Fahrzeuggewicht gekoppelt ist, ist das Wiegen nicht ganz unwichtig. Daher gibt sie mir ein paar Telefonnummern von Unternehmen, die eine Waage haben. Nein! Wieder anrufen und wieder einen Termin machen? Bevor der Schmerz richtig einsetzt rufe ich willkürlich eine der Nummer an. Wie befürchtet ist am anderen Ende ein maulfauler Werkstatttyp, der jeden Termin der Welt zum Wiege frei hat. Also buche ich irgendeinen. Auf meine Frage wo sein Unternehmen sich denn nun befände erklärt er mir lang und breit die Anfahrt, ohne auch nur den Ort zu erwähnen. Das einzige, was ich seinem schwedischen Redestrom entnehme, sind Wort wie „abbiegen", „rechts", „links" und dass er Zahlen sagt, die ich in der Geschwindigkeit, in der die Informationen meine Synapsen malträtieren, nicht erfassen kann. Ich bedanke mich artig und bin hinterher zwar froh, dass ich nun weiß, dass wir unser Auto wiegen können. Bloß wo? Am Nachmittag treffen wir eine Bekannte, die mit dem Firmennamen der „Wiegefirma" etwas anfangen kann. Sita? So heißt eine große Recyclingfirma. Alles klar. Die haben Waagen für PKW-Gewichte geeignet sind. Schnell vergleichen wir die Telefonnummer mit der, die ich von der netten Dame vom TÜV erhielt. Bingo!

Einen Tag später. Wieder der innere Kampf wegen eines Anrufes. Dieses Mal beim Finanzamt. Seit mehr als 4 Wochen warten wir auf unsere Personennummer. Die Frau dort kann sich vage daran erinnern, dass wir da waren, findet aber schnell unseren Vorgang im Computer. (Der heißt hier übrigens „Dator". Lustig, oder?) Sie verspricht, in der übergeordneten Behörde nachzubohren und uns am Nachmittag Bescheid zu sagen. Nach einer halben Stunde ruft sie zurück. Unser Vorgang wird dort sofort bearbeitet und wenn alles gut geht, haben wir nächste Woche unsere Personennummer!

Wenn wir die haben, werden wir bestimmt eine Flasche deutsches Bier öffnen und 1cl Whisky dazu trinken!!!   Noch am selben Tag stehe ich in dem Telefonladen und kaufe das Funkmodem mit dem Internetzugang und dann ist Schluss mit diesem asynchronen bloggen. Dann sind wir wieder „an der Maile" und das wurde auch Zeit. Aber wer diesen Blog seit längere Zeit mitliest weiß, dass es immer anders kam, als gedacht. Also sind wir einfach nur verhalten optimistisch.   

Mittwoch, 22. August 2007

Vorsicht Herbst!

19.8.07

Herbst und Winter haben uns schon gewarnt. Vor einigen Tagen war hier richtiges Mistwetter mit Temperaturen um die 12 Grad und viel Wind – fast schon Sturm. Uns wurde bewusst, dass in ein paar Wochen das Duschen im Freien zu Ende sein würde. Auch das nächtliche mal schnell raus zum Pinkeln, dürfte deutlich mehr Überwindung kosten, als bisher. Jeden Gang vor die Tür werden wir uns reiflich überlegen. Heute alles kein Problem, das Leben findet sowohl drinnen als auch draußen statt, aber bald…?

Wie wir es inzwischen ja gewohnt sind, läuft nichts planmäßig. Selbst nachdem wir unser Postfach wieder aktivieren konnten, gibt es kein Lebenszeichen vom Finanzamt wegen unserer Personennummer und auch Nichts vom Bauamt wegen unserer Baugenehmigung. Außerdem suchen wir seit Wochen verzweifelt jemanden, der unsere Kläranlage gräbt und anschließt. „Keine Zeit!“, „Zuviel Aufträge!“, „Zu weit draußen, wo ihr wohnt!“, „Zu steinig wahrscheinlich bei euch!“ – ein paar der Begründungen, die wir hier hören. Ich sehe schon die alten DDRler unter euch feixen. Ja, hier kann einem manchmal schon nostalgisch zumute werden. Aber ich muss trotzdem immer wieder eine Stange für „unsere“ Schweden brechen. Weil, zum Beispiel, auf die im Touristenbüro gestellte Frage nach dem nächsten Tierarzt nicht nur aus dem Fenster auf dessen Praxis gezeigt wird (die Viel-Leser müssen jetzt sicher lachen, schließlich haben wir das Gleiche schon mit der Frage nach der Bibliothek erlebt. Ihr seht, Leksand ist sehr überschaubar.), sondern die Dame sagt uns unaufgefordert, wann man da anrufen kann, um einen Termin zu bekommen und dass dieser Tierarzt hervorragend sei. Sie selbst habe dort auch ihren Hund und die Katze behandeln lassen.

Aber zurück zu den Klärgruben- und Anbauproblemen.

Wir überlegen uns, eventuell die Verlegung der Kläranlage selbst vorzunehmen. Das klingt schlimmer, als es ist. Den 3-Kammer-Schlammabscheider gibt es hier in der Plastikausführung und für 2000l Fassungsvermögen ist der nicht sonderlich groß und unhandlich. Der Rest erfordert eher Geschick und Erfahrung als Kraft. Aber selbst die Grabearbeiten bekommen wir nicht vergeben. Wir versuchen es auch mit Hilfe von deutschen Freunden, die schon ein Netzwerk aufbauen konnten - nichts. Selbst die Variante, dass ich selbst mit der Spitzhacke grabe, hatten wir schon ins Augen gefasst. So ganz abwegig ist das ebenfalls nicht, habe ich doch als Student in den sogenannten „Studentensommern“ unzählige Kilometer diverser Gräben gebuddelt. Sogar in Łodz in Polen.

Viel Zeit und Energie kostet uns diese Suche, aber wir haben einen Plan B. Doch dazu später mehr.

Für den Anbau bereiten wir alles vor, als ob die Genehmigung kommen würde. Die alte Rampe ist weggerissen, der kleine Windfang ebenfalls. Nächste Woche werden wir das kleine Podest wegreißen. Damit ist endlich Platz für das Schnurgerüst. Mit dem Graben der Löcher für die Pfahlfundamente können wir auch schon beginnen, das kann uns ebenfalls keiner verbieten. Wenigstens können wir weiter am Ziel Anbau arbeiten. Es wäre unerträglich, wenn wir nichts tun könnten.

Gestern kamen 2 Männer auf unser Grundstück und stellten sich als Nachbarn vor. Sie haben eine Hütte in der Nähe, die sie im Sommer und zur Jagd bewohnen, sonst wohnen sie – genau – in Stockholm.

Es scheint, ganz Schweden wohnt in Stockholm und hat eine Hütte auf dem Land.

Wir haben uns sehr über diesen Besuch gefreut, nimmt man uns doch allmählich war und beginnt, uns in die Gemeinschaft zu integrieren. Der Wohlfühlfaktor steigt weiter an!

Apropos Jagd: Jetzt, da die Kühe wieder im Stall wohnen, die Sennereien also unbesetzt sind, wird unsere Umgebung von einem neuen Fieber ergriffen – der Elchjagd. Seltsam, wir können es auch spüren, wie alle Menschen von der Vorfreude auf die Jagd ergriffen sind. Und es nimmt auch von uns Besitz, obwohl es noch anderthalb Monate bis dahin dauert.

Wenn ich Persson richtig verstehe, darf ich mit ihm zur Jagd gehen. Waaahnsinn!

Das ganze Wochenende bastelte der örtliche Jagdverein am Anbau für das Schlachthaus im Wald. Soviel Hektik war noch nie hier oben. Noch nicht mal beim Flugzeugabsturz. Aufregend!

Unser Selbstversorgerleben kommt allmählich in Fahrt. Das erste Sauerkraut gärt und die Gewürzgurken sind eingelegt. Beides blubbert jetzt, wo wir es uns mit einem Feuerchen im Herd in der Hütte warm gemacht haben, fröhlich vor sich hin. Das Gemüse haben wir zwar nicht selbst gezogen, aber ein Anfang ist es trotzdem. Draußen vor der Tür gedeihen unser Grünkohl, Spinat und Schwarzwurzel, die wir nach unserer Abendwanderung wieder vor den Pferden verteidigen mussten.

Ach ja, auf der Wanderung sind wir neben großen Elch“fußabdrücken“  auf frische Raubtierspuren gestoßen. Vom Aussehen her wie das Symbol von Jack Wolfskin, etwas schmaler als eine Hand breit und insgesamt etwas kleiner als ein Handteller. Wolf? Luchs? Leider kenne ich nur „Maruk“ und „Audi - quattro“.

Seit gestern haben wir sogar eine Freiland-Duschkabine. Aus 4 alten Schwedenzaunstangen, ein paar alten Brettern und einer dickeren, schwarzen Plasteplane haben wir uns eine winddichte Duschmöglichkeit gezimmert. Damit verlängern wir die Möglichkeit des Duschens im Freien für ein paar Wochen. Ich habe auch einen Warmwasserhahn installiert, aber man kann drehen wie man will – da kommt nichts raus.

 

    

Mittwoch, 15. August 2007

Das Ende der Unglückssträhne?

Zuerst an alle, die uns per Post etwas geschickt haben, vielen, vielen Dank. Eine sehr dienstbeflissene Sommervertretung in der Post hatte, nachdem wir 9 Monate problemlos Post in die Box bekamen, festgestellt, dass der Name des Postboxbesitzers und unsere Namen nicht zusammengehören. Daraufhin parkte er die Post in einem Behälter, um sie irgendwann eventuell zurückzusenden...
Den Stein, der uns vom Herzen fiel hättet ihr hören können. Jetzt haben wir "Innendienst" für mehrere Tage, um die Post aufzuarbeiten.
Auch in der Bibliothek, beim WLAN-Internetzugang spielte uns die schwedenweite Sommerpause einen weiteren Streich. Der Router scheint einen Reset zu benötigen und der "resetberechtigte" Techniker ist - richtig - på semester - im Urlaub. Welch ein Glück, dass diese Phase bald zuende geht! Bis der Techniker wieder da ist, werden wir in einen Nebenraum geleitet, wo wir über das bibliotheksinterne Netz ins Web gehen können. Sogar das Kabel für das Netzwerk können wir leihen! Und schon sind wir wieder mit Schweden ausgesöhnt. Das würde in Deutschland niemals so laufen.
Irgendwie ist es hier nicht anders als in meinem früheren Leben als Projektleiter - die Probleme kommen immer aus der Ecke, wo man sie am wenigsten erwartet. Nur dass damals Probleme "Herausforderungen" genannt wurden..
Wichtig ist noch, dass unsere Postleitzahl in Zukunft 793 24 ist!
 
 

viele kleine und ein großes Unglück

11.8.07:

Gestern, Freitag, hatten wir einen Behördentermin und mussten pünktlich um 10 Uhr in der Stadt auf dem Amt sein. Für uns Waldbewohner ist das eine große Sache und brachte uns prompt in Stress. Das ist ja furchtbar, wenn einem die Zeit im Nacken sitzt. Kein gemütliches Frühstück mit Geplauder, statt dessen Druck. Zeitdruck. Furchtbar. ;-)

Als wir endlich abfahrbereit waren (der Autoschlüssel, nach dem wir 15 Minuten fahndeten, fand sich im Kescher wieder. Den MUSS Gismo da hineingetan haben!) biegt Persson in die Einfahrt ein. Nein! Jetzt nicht! Keine Zeit für einen kleinen Plausch, wir haben einen Termin und sind schon zu spät dran! Doch Persson zeigt nur auf die Hecktür seines alten Volvo. Schicksalsergeben erwarte ich, dass er frischen Fisch für uns hat und ich mir jetzt die Finger so einsaue, dass der Beamte sich später bestimmt seinen Teil denkt. Aber was ist das? Der Wahnsinn! Ein, wie wir später erfuhren 1,20m langer und 11kg schwerer Hecht lag da im Kofferraum und nahm die gesamte Breite des Volvo ein. Gespenstisch, schaurig und unheimlich. Er hat ihn beim Netzfischen gefangen. Ohne mich. Klar! Sonst wären es auch nur 1,20cm gewesen. :-) 

Alles was er wollte, war, dass wir ein Foto von ihm und dem Fisch machen. Also haben wir noch die Kamera aus der Hütte geholt. Das Ergebnis gibt es demnächst in der Fotogalerie zu sehen.

Obwohl wir keinen Stau hatten ;-) waren wir nicht mehr pünktlich im Amt. Das spielte aber keine Rolle, weil der Beamte ebenfalls erst später Zeit für mich hatte.

Dann wurde es ein dunkler Tag.

Zuerst funktionierte das WLAN in der Bibliothek nur noch wie ein altes 14.400er Modem. Kein Mail kam rein, kein Mail ging raus, geschweige denn Bilder ins Webalbum laden. Mist. Kathrin probierte weiter und ich ging in der Zeit zum Telia-Shop, um meinem Handy mit der Telia-Karte endlich Beine zu machen, damit die Internetverbindung wieder steht. Aber leider war wieder dieser Typ am Tresen, der keinen Bock hatte Englisch zu reden und der mich mit wenigen Anweisungen, die ich tun müsste, abschmetterte. Okay, wenn du nicht willst, dann gehe ich eben zur Bank und hole die ec-Karte ab, die nach 3 Wochen sicherlich schon auf mich wartet. Beim Warten (Wie in Schweden fast überall üblich, zieht man ein Nümmerchen, macht es sich irgendwo bequem und wartet, dass man dran ist.) erledige ich die Installationsaufgaben und dann hat mein Handy Internet und ich meine ec-Karte.

Wie sagte ich neulich: das Wort „eigentlich" bestimmt unser Leben. Also eigentlich müsste meine ec-Karte schon lange da sein – ist sie aber nicht. Und eigentlich müsste mein Handy jetzt ins Internet kommen, tut es aber nicht. Stattdessen kommt eine SMS von Telia, dass ich den Kundendienst anrufen soll. Ich? Da wünschte ich mir meine alte Firma zurück. Hatte man dort ein Problem, dann telefonierte man mit einem Iren, der, mit einem oder mehreren Löffeln im Mund, ein Englisch sprach, dass nur noch von meinen indischen Kollegen in der Unverständlichkeit getoppt wurde. Aber wenigstens Englisch. Der Gedanke an einen Mundart sprechenden, schlecht gelaunten Kundendienstmitarbeiter, mit dem ich schwedisch radebrechen soll, treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn.

Übrigens haben wir in der Bank eine neue ec-Karte beantragt.

 Das Postfach ist seit mindestens anderthalb Wochen gähnend leer. Wir warten unter anderem auf ein Katzenbuch von Amazon. Wenn das mit der Lieferzeit so weiter geht, brauchen wir ein Buch „Wie beerdigt man Katzen". Immerhin ist Gismo jetzt schon fast 12 Wochen alt. Wir befürchten, dass auch dort irgendetwas schief läuft. Wir warten auf die Personennummer, auf die Baugenehmigung, und, und, und,…

Vom schlechten Wetter, abgebrochenen Sensengriffen, defekten Leergutautomaten, im Auto vergessenem Portmonaise, festgestellt an der Kasse und anderen Nettigkeiten ganz zu schweigen. Also Schwamm drüber. Es war eben ein Freitag.

 

Der heutige Tag begann mit Nebel. Man kann den Herbst schon fühlen. Im Laufe des Vormittags verdrängte die Sonne den Nebel und das Wetter war so, wie wir es lieben: Reichlich 20 Grad, windstill, sonnig mit leichter Bewölkung. Perfekt.

Persson wollte, dass ich noch ein Foto vom Hechtkopf an der Schuppenwand mache. Also bin ich schnell hoch zu ihm gefahren und lernt dort bei einem Kaffee Tom kennen. Tom ist Perssons unmittelbarer Nachbar, lebt nur in den Ferien mit seiner Familie hier oben und kommt aus Stockholm. Blitzschnell waren wir in ein interessantes Gespräch verwickelt. Tom ist hier im Jagdklub und meinte, ich sollte das auch tun. Feine Sache. Ich bin zwar kein so großer Freund von Vereinen und in Deutschland wäre ich nie im Leben auf den Gedanken gekommen, in einen Jagdverein zu gehen. Aber hier? Mal sehen!

Als wir beim Mittagessen saßen, bekamen wir plötzlich Besuch. Besuch? Die Pferde? Nein! Zur Abwechslung verköstigte sich eine komplette Kuhherde, in der alle Generationen vertreten waren, an unserem Gras. Jetzt weißt du, Achim, warum unser Gras auf den Bildern immer so kurz war. Das ist nicht der 60. Breitengrad. Das sind die vielen Besucher! 

Kurze Zeit später kam Pauline, die die Sennerei in unserer Nähe betreibt und von der ich zu Beginn berichtete, vorbei und holte ihre Kühe wieder ab. Wahrscheinlich wussten die Kühe, dass in 4 Tagen das schöne Sommerleben zu Ende ist und sie haben sich einen Betriebsausflug gegönnt. Immerhin ist deren Stall 3 km von uns entfernt!

Wenn ich sehe, wie gut es den Tieren hier geht, dann freue ich mich auf den nächsten Frühling, wenn wir uns die erste Milch holen, nachdem die Kühe wieder in den Wald gelassen werden. Das wird einen Käse geben! Pauline begrüßte uns, als ob wir schon hundert Jahre hier leben würden und lud uns beim Treiben der Kühe auf einen Kaffee zu sich ein. Diese Einladung werden wir morgen gleich einlösen. Wir wollen dann zum ersten Mal mit unseren Fahrrädern fahren und freuen uns schon gewaltig auf die Fahrt und auf das Gespräch mit Pauline. Siehste – und schon ist so ein Tag wie gestern vergessen.

Gismo hatte heute seinen ersten vollen Tag im Freien. Das war so aufregend, dass er nicht an Schlafen dachte. Jetzt liegt er komatös bei Kathrin auf dem Schoß und wir denken fast an Reanimation. Fein, da kommt er wenigstens heute nicht mehr zu seiner Leidenschaft, dem Möbelentwerten. 

 

12.8.07

Während dieser Blogeintrag entsteht, trinken wir unser 2,8%iges „Pripps-Blå"-Bier und dazu einen erstklassigen „Ledaig-Whisky". Verzweiflungssaufen? Nein! Erleichterung! Aber alles der Reihe nach:

Morgens mit Persson raus zum Netzfischen. 2 schöne Barsche als Fangergebnis sind in Ordnung. Persson schenkt uns den Fang. Das kann er sich bei seinen 5kg Filet, die er aus dem Hecht geschnitten hat, auch leisten. Kurzerhand entschließen wir uns, heute mal den Fisch zu räuchern. Auf der Liste der Umzugskisten (Excel – was sonst) nach dem Karton gesucht und anschließend im Schuppen mit der Taschenlampe die Umzugskiste auch gefunden. Ganz unten, wo sonst. Anschließend festgestellt, dass die Räucherspäne in einer anderen Kiste sind. Diese war, genau, auch ganz unten.

Als ich den Räucherofen bestücke sagt Kathrin: „Da hat jemand geschossen!". Seltsam, da keine Jagdsaison ist, aber hier oben ist eben alles möglich.  

Plötzlich habe ich das Gefühl, ich wäre wieder in Zwickau: von irgendwoher eine Krankenwagensirene. Das war früher daheim das alltäglichste Geräusch. Aber hier?

Während wir den Fisch genießen, kommt unsere Waldstraße eben jener Krankenwagen entlang und verschwindet in Richtung Skinnaråsen. Wir dachten noch, dass sich vielleicht jemand ins Knie geschossen hat, oder so etwas Dummes eben. Ein Krankenwagen bei uns draußen, das ist schon mal etwas Besonderes.

Dem Krankenwagen folgten kurz darauf ein zweiter und ein dritter. Da wurde uns schon etwas komisch. Als dann noch ein normales Feuerwehrauto, ein Leiterwagen und ein Tanklöschzug vorbeifuhren wurde daraus Besorgnis. Ist vielleicht eine Gasflasche explodiert? Wo ist das passiert? Persson? Tom mit Familie? Perfekt wurde unsere Unruhe noch als ein Rettungshubschrauber der etwas größeren Art über unser Grundstück in Richtung Persson flog und dort fast eine Stunde kreiste.

Den Autos der ansässigen Zeitungen, die später ebenfalls zur Unglücksstelle fuhren, folgte ein Leichenwagen und das gab uns wirklich den Rest. Plötzlich wurde uns bewusst, wir sehr wir diesen alten Knurrhahn Persson ins Herz geschlossen hatten und wie wichtig er für uns hier ist. Er allein ist auch im Winter hier, er fährt den Schneepflug, er kennt die Tiere hier, er kennt die Jagd, er kennt einfach alles, was für uns wichtig ist. Oh Mann! Wir trauten uns aber nicht, hoch zu seinem Haus zu fahren, weil wir nicht als doofe Glotzer herumstehen wollten und Hilfe war wahrlich genug da.

Da wir Pauline versprachen, zum Kaffee zu kommen, fahren wir kurzerhand nach Ljusbodarna. Vielleicht hat sie schon frische Informationen? Neuigkeiten sprechen sich hier verdammt schnell herum. Und solche ganz besonders.

Pauline weiß gar nichts. Sie hat nur das Geräusch des Helikopters gehört und sich arg gewundert. Dann kommen plötzlich Leute vorbei, die oben in Skinnaråsen waren. Es war keine Gasflaschenexplosion! Es war ein Flugzeugabsturz einer Cessna. In der Nähe in Gagnef war ein Fliegertreffen und einer der Piloten muss mit seiner Maschine versucht haben, notzulanden. Uff! Persson lebt, Tom und Familie ist okay. Das war eine sagenhafte Erleichterung für uns! Entspannter konnten wir mit Pauline einen kleinen Schwatz machen und sind dann wieder heim gefahren. Später kam Persson vorbei und erzählte uns, dass die Maschine keine 200 Meter von seinem Haus entfernt abgestürzt ist. Wir lachen alle uns sind froh, dass wir uns noch haben. Zum Schluss beschließen wir, uns eine Flak zuzulegen.

Das ist doch seltsam. Hier fliegen in 4 Wochen halb so viele Maschinen über uns hinweg wie in Zwickau an einem normalen Sonntag. Und dann so was.

Schnell ist dann der „Alltag" wieder eingekehrt. Da heute ein eher kühler, bewölkter Tag war, heizten wir den Ofen ein und hatten ruckzuck warmes Wasser für eine ausgiebige Körperwäsche. Die Wärme des Ofens nutzten wir dann noch zum Anbraten des Gulasch und dem Zubereiten der abendlichen Bratkartoffeln.

Jetzt sitzen wir in der wohligen Wärme des Ofens und genießen unseren Whisky, den wir aus einer weiteren Umzugsbox heraussuchten, weil wir den heute brauchten. Nein, dieses Mal war die Kiste sogar leicht zu erreichen. Na dann: Skål!

Nachtrag an Einheitssoße: Gestern gab es Großhaider Stip, „Dein" Rezept. Schmeckt hier etwas anders, schon allein, weil der Spritzer Wein hier eben wegen Luxus entfällt, ist aber eine starke Erinnerung an daheim. Wir mussten die ganze Zeit an dich denken!

   

 

 

Freitag, 10. August 2007

Sommer!

Hurra, der Sommer ist da! Mit Temperaturen knapp unter 30 Grad zwar nicht vergleichbar mit Deutschland, aber seltsamerweise fühlen sich 25 Grad hier oben an wie 35 Grad daheim. Fragt mich nicht warum. Vielleicht scheint die Sonne intensiver. Keinesfalls wollen wir behaupten, dass wir schon solche „Nordlichter“ geworden sind und schon sooo furchtbar abgehärtet sind.

Es gab übrigens bisher keinen Tag, an dem das Wetter genauso war, wie am Vortag. Meinen guten Ruf als Wetterprophet habe ich mir schon völlig verdorben. Aber das macht nix, selbst unsere Wetterstation „verhaut“ sich jeden Tag.

Zweimal waren wir bei den „heißen“ Temperaturen schon Abends am See zum Baden und Angeln. Jaja, ich höre euch schon wieder: „Dann kann das ja nichts werden mit dem Angeln, wenn ihr vorher Baden geht!“. Wir gehen natürlich nicht dort baden, wo wir dann angeln. Hier ist Platz. Ganz viel.

Wenn man auch manchmal über der Arbeit vergisst, dass man in Schweden ist – spätestens abends am See wird man sich dessen wieder voll bewusst. Stille, Stille, Stille, ein traumhafter Blick über den See, kleine rote Hütten am gegenüberliegenden Ufer in das Rot der Abendsonne getaucht – Wahnsinn!

Auch beim Ausbau geht es voran. Bei der „Durchforstung“  unseres „Waldes“ fiel jede Menge Stangenmaterial aus zum Teil 5-8-jährigen Fichten und Kiefern an. Zusammen mit ein paar alten Gärdesgård-(Schwedenzaun-)Stangen ergab das die Einfassung unseres Kompostes. (Bilder folgen!). Schnell noch das Ergebnis von Kathrins Rodearbeit im „Brennnesselbeet“ vor der Hütte, gemischt mit kleinen Birken vom Freischneiden des Waldes und des Straßengrabens an der Grundstücksgrenze durch den Schredder gejagt (wobei „schnell“ die Arbeit eines Vormittags meint), noch zwei-dreimal umgesetzt und fertig ist guter junger Kompost, den wir gut brauchen können.

Das Beet vor der Hütte nimmt Gestalt an. Grünkohl, Spinat, Schwarzwurzel und Winterzwiebel sind angekeimt und zum Teil schon pikiert. Mal sehen, ob wir die Pflanzen vor Perssons Pferden schützen können. Neulich, als wir Baden waren, hatten sie uns die frischen Keimlinge angefressen und unser Gießwasser ausgesoffen. Heute musste ich sie dreimal vom Grundstück verjagen.  

Von der Baubehörde haben wir wegen des Anbaus bisher noch nichts gehört.

Der Anbau und die Klärgrube sind jetzt die nächsten Vorhaben mit höchster Priorität. Parallel dazu werden wir eine Zisterne für Brauchwasser in den Boden versenken. Wir sind also nicht mehr weit von fließend warmem Wasser entfernt, oder? Seit wir Besuch mit eigenem Wohnmobil auf dem Grundstück hatten und regelmäßig in den Genuss einer warmen Dusche kamen, sind wir regelrecht süchtig danach geworden. Man findet sich zwar danach nicht mehr so leicht auf dem Grundstück, weil die „Duftspuren“ so schwach sind, aber irgendwas ist eben immer.

Montag, 6. August 2007

Wir leben noch!

Keine Panik, alles ist in Ordnung!

Seit dem 1.8. habe ich keinen Telefonvertrag mehr mit O2 und komme deshalb aus dem Wald heraus nicht mehr in das Internet. Meine schwedische Telefonkarte konnte ich noch nicht dazu überreden, mich ins Web zu lassen – trotz Besuch beim Telia-Berater.

Außerdem haben wir seit letztem Dienstag Besuch aus Deutschland. Ein Freund aus dem Blockhüttenkurs ist mit dem Wohnmobil da.

Anstatt unsere Wohnung allmählich mit dem Inhalt der unzähligen Kartons zu füllen, die in den diversen Schuppen herumstehen, kümmern wir uns jetzt erst mal um den Wald, weil wir jetzt einen „Wald-Kundigen“ bei uns haben. Wir entscheiden, welche Bäume überleben sollen und wie der „Flächennutzungsplan“ für das Grundstück sein könnte.

Ab morgen werde ich versuchen, wieder regelmäßig in den Blog zu schreiben, aber bis wir unsere Personennummer erhalten, kann ich nur noch in der Bibliothek den Inhalt auch absenden. Sehr unpraktisch, aber da müsst ihr und wir durch. Das Leben als Selbstversorger ist eben hart. ;o)

Schaut also trotzdem regelmäßig hier vorbei, es gibt bestimmt immer wieder Neuigkeiten.