Sonntag, 15. Juli 2007

Sonntags in Schweden

Eure Kommentare sind zum Rumkullern! Wie ehemalige Nachbarinnen mit Wein getröstet werden - ich versuche es mir vorzustellen und bin schon beim Lesen fast an Atemnot gestorben. :o)
Danke Theo und Magdalena, dass ihr findet, dass wir das Richtigen tun. Das ist für uns aus eurem Mund extra wertvoll!
Aber jetzt zum Geschehen! Der Geburtstag war sehr schön. Wir saßen die ganze Zeit draußen, weil es mit knapp über 20 Grad für hiesige Verhältnisse gut warm war. Wir waren ein guter Mix aus Deutschen und Schweden. Deshalb konnte man schnell mal ein schwedisches Wort erhaschen und sich "einverleiben". Nach der Geburtstagsfeier sind wir zur "Brandstationen" (wie das gesprochen wird, werdet ihr nicht glauben) gelaufen. Dort konnten sich einige der Dorfbewohner sogar noch an uns erinnern und nach den Genuss von mehr als 2 "Öl", wie das Bier in Schweden heißt, fühlte ich mich so, dass ich mich getraut hätte JEDEM auf Schwedisch zu erzählen, das wir jetzt für immer hier dazugehören wollen.
Mittlerweile hatte es begonnen zu regnen, was der Tod jedes Dorffestes in Deutschland gewesen wäre. Aber nicht für Schweden. Die Leute zogen sich Ostfriesennerze an, spannten Regenschirme auf und blieben ihren Tischen im Freien treu.
In der Brandstation selbst spielte eine Band und einer der Sänger grüßte in seiner 2. Ansage uns Deutsche. Ich habe selten so viele Menschen aller Generationen so respektvoll miteinander umgehen sehen und dass sogar noch, wenn Einer schon etwas mehr "Druck auf dem Kessel" hatte. Es war eine tolle Party und wir haben uns sehr, sehr geborgen gefühlt. Die Heimfahrt zu uns in den dunklen Wald war etwas unheimlich. Wenn man aber versucht, nicht an "Blair Witch Project" zu denken, geht es. Außerdem, es war ja selbst gegen 1 Uhr nicht richtig dunkel.
Heute, Sonntag, wollten wir unser "Wohnzimmer" fertig malern. Aber wie immer kommt es anders. Als ich mit dem Pinsel bewaffnet an der Wand stehe, kommt Persson, der Nachbar, gefahren, erzählt irgendetwas unverständliches und nimmt mich mit nach irgendwohin. Nach 20 Minuten Fahrt bei der ich 99,99% der Dinge, die Persson sagte nicht verstand, kamen wir bei einer Sennerei an. Dort stellte mich Persson als "Tysk" (Deutscher) vor und sagte, dass wir demnächst viel Milch von den Bauern kaufen wollen. Die 60-jährige Bäuerin sprach zum Glück etwas Englisch und so konnte ich sie aufklären, dass wir daraus Käse und Butter machen wollen, dass das aber noch ein Stück dauert, weil wir uns erstmal etwas in unserem neuen Leben einrichten müssen. Da wir in einer Sennerei waren, wird dort natürlich auch selbst Käse und Butter hergestellt. Aber wie! Mitten auf der Wiese stehen 3 Kessel, die man unten mit Feuer beheizt! Ich war hin und weg. Aber das größte Erlebnis war, dass uns die Bäuerin zum Kaffee einlud und es dazu selbstgebackenes Fladenbrot, einen irren Kümmelkäse und Butter gab, die gelber als Raps war!!! Unfassbar! Wie es geschmeckt hat? Ihr könnt es euch denken!
Die Bäuerin fragte mich in schwedisch, ob ich allein hier wäre oder ob ich Kinder hätte und vieles mehr und siehe da, konnte ich doch meinen Personenstand mit einfachen Worten auf Schwedisch erklären.
Am Nachmittag waren wir zu einer "Ficka" eingladen. Das klingt unanständig, ist es aber nicht, sonder so nennt man das Kaffeetrinken in Schweden. Da wird das feinste Porzellan aufgefahren und jede Menge extrem süßer Kuchen, bei dessen Anblick schon die Bauchspeicheldrüse kapituliert. Aber wir waren in netter Gesellschaft und so war alles sehr schön!
Gegen 18:00 waren wir wieder zurück bei uns im Busch und setzten mit dem Malern einfach dort fort, wo uns vormittags Persson unterbrochen hatte.
Jetzt liegen wir auf unseren Iso-Matten, freuen uns über das helle Zimmer und den frisch geweißten Kamin. Morgen geht wieder in die Stadt. Wir besuchen den Menschen, der unseren Anbau genehmigen soll, wollen eine Angelkarte kaufen, Mitglied in der Bibliothek werden, Internetzugang finden, Farbe und Erde kaufen,... jede Menge jedenfalls und danach reißen wir die alte Küche raus und renovieren dort weiter. Vi har mycket at göra!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dein schwedischer Gruß klingt wunderbar, Kay, wenn ich nur noch wüßte, was er bedeutet! Euer Leben im Walde klingt sehr, sehr interessant! Es ist echt spannend mitzuverfolgen, was Ihr jeden Tag so erlebt! Na denn weiter frohes Schaffen Euch beiden! J+S aus Z.

Anonym hat gesagt…

Hey Kai und Katrin
Ich melde mich och mol aus Sulzbach bei 36 crad plus.Ihr habt ja schon Urlaubsabendteuer erlebt ich hoffe das es ein schönes Abenteuer bleibt vorallen Gottes reichen Segen erlebt. Wichtig ist auch die beziehungen mit den Menschen dort sonst sind wir ja gezwungen zu Euch zu kommen zwecks einsammkeit ! Aber ich denke das Ihr auf den richtigen Weg seit.Gebt Bescheit wenn Ihr etwas braucht blos keine hemmungen!
Bis bald herzliche grüsse Josef

dunkel34 hat gesagt…

Also was Ihr zwei dort erlebt ist Spitze. Die Berichte lesen sich schon wie ein Abenteuer-Roman.
So flüssig geschrieben und dazu so interessant. Wollt Ihr nicht unter dem Leit titel ein Buch schreiben.
Ich weiß zwar im Moment keinen Verlag, aber mit der Zeit würde ich das Manuskript mal einem geben.
Seid für heute lieb gegrüßt, und pinselt mal schön. Auch ich schließe mich den Kommentartoren an, wenn Ihr was braucht (außer Milch und Eier, last es uns wissen. Gruß Theo und Magdalena

Anonym hat gesagt…

hallo ihr zwei,
euer Daumendrücken von heute morgen hat definitiv geholfen, die erste Prüfung ist geschafft, viertel sechs steht dann die zweite an und morgen dann die letzte.
Werd euch dann morgen berichten was rausgekommen ist.
Eure 20 Grad hätte ich echt auch gern, da bei uns heute früh um 10 schon 30 Grad im Schatten waren :(
Habt ihr Ende September 2 Quartiere für ferienhungrige Studenten frei?
Hoffentlich läuft eure Renovierung heute reibungslos weiter.
Fühlt euch ganz lieb gedrückt aus dem fernen Bayern :)

Anonym hat gesagt…

Hi Kay und Katrin,
sehr schoen auf diesem Wege von Euch zu hoeren - und vor allem zu hoeren, dass es Euch gut geht. Meine Blog-Versuche habe ich nach genau einer Woche wieder eingestellt...
Ich hoffe sehr, dass Du Dich nicht zu sehr von dem Bier und Essen ablenken laesst - schliesslich muessen Eure Huetten bald stehen, damit Ihr dann Besuch empfangen koennt. Viele Gruesse aus Singapur S. + G.