Montag, 16. Juli 2007

Hitzewelle

Nicht nur in Deutschland ist es heiß. Heute waren bei uns unglaubliche fast 30 Grad! Bei solchem Wetter muss man die Schweden vor sich selbst schützen. Denn wohin wollen die sich denn sonst noch in Punkto "Wenig-Bekleiden" steigern, wenn ab dem 1.Mai, unabhängig vom Wetter, kurze Hosen getragen werden. Aber Spaß beiseite, es ist sehr erfrischend, zu sehen, dass man in Schweden JEDEN Sommertag als solchen zelebriert.
Wie immer, so verlief auch dieser Tag wieder anders als geplant. Geweckt wurden wir von einem Anruf und wir freuen uns, dass wir jetzt auch aus dem angeschlossenen Funkhaus in Mosel "empfangen" werden! Hoffentlich! Nach dem Frühstück fuhren wir, noch planmäßig, in die Stadt um wegen unseres Bauantrages nachzufragen. Ab da lief die Sache aus dem Ruder.
Den netten älteren Herrn, der unseren Antrag auf den Anbau bisher bearbeitete, den gibt es im Amt leider nicht mehr. Seine Arbeit wird jetzt vom Stadtarchitekt übernommen. Ein etwas stieseliger Herr, der überhaupt nicht von unserer Idee begeistert war, dass wir an so kulturell bedeutender Stelle überhaupt etwas bauen wollen. Auf meine unterwürfige Zwischenfrage, ob wir, wenn wir später Blockhütten bauen wollen, diese mit Rundstämmen bauen dürften, antwortete er mit einem messerscharfen, beinahe preussischem: "Niemals!". Dieser Tiefschlag saß präzise. Das bedeutet, dass wir einiges unserer Blockhausbauerfahrung in den Wind schreiben dürfen. Die Konsequenzen sind uns noch nicht ganz klar, aber anders wird's allemal. Und um unsere ohnehin miese Laune noch vollends abzurunden, sagte er uns, dass der Antrag auf den Anbau erst noch zum städtischen Kulturfuzzi weitergeleitet wird, der dazu auch noch seinen Senf geben wird. Frühestens im August werden wir den Bescheid erhalten. Beim Verlassen des Amtes keimte kurz der Gedanke auf, ob nicht doch Kanada die bessere Alternative gewesen wäre. Inzwischen glaube ich, dass man schon auf dem Mond oder in der Sahara bauen müsste, damit einen auf dieser Welt keiner reglementiert. Also okay, diese Runde ging gegen uns aus, aber wir nehmen es sportlich und werden uns arrangieren. Auch ohne Bescheid werden wir die Grundpfeiler für den Anbau gießen und für den Fall der Nichtgenehmigung wird es eben eine feine Terasse. Wie der Winter ohne Bad und Toilette werden soll, den Gedanken müssen wir später denken. Ta det lungt - nimms ruhig, sagt der Schwede.
wer jetzt glaubt: "Mann, da kann aber einer gut schwedisch, dass der das alles mit dem Typ da auf die Reihe kriegt." der täuscht sich. Zwar sprechen hier einfache Menschen zum Teil perfekt Deutsch oder Englisch, aber der Stadtarchitekt eben gerade nicht. Nun reicht mein Schwedisch keinesfalls für Worte wie "Geländebebauuungsplan" oder "Grundriss". Also sprach ich Englisch und mein Gegenüber antwortete in "Schwenglisch".
Beladen mit diesen schlechten Gedanken brauchten wir ein positives Erlebnis. Also rein ins Farbengeschäft und damit willkommen im 2. fettnäpfchen des Tages. Schnell wurde uns mal wieder klar, das auch die hier gebräuchlichen Termini noch nichtmal zu unserem passiven Wortschatz gehören. Nach langem Zaudern fasste ich mir ein Herz und fragte nach "Trä-öl" da ja "trä" das Holz ist. Volltreffer! Unfreiwillig hatte ich mich damit natürlich komplett zum Kasper gemacht, denn "öl" heißt das schwedische Bier. "Olja" wäre das richtige Wort gewesen. Mir schien, der Verkäufer konnte sich das Lachen nur schwer verkneifen...
Nach soviel Tiefschlägen wollten wir uns mit einer Bratwurst trösten. Was wir bekamen, grenzte an Körperverletzung. Aber dann - ein Lichtblick! Im Anschluss an eine Vollignoration im Touristenbüro, fanden wir die Bibliothek selbst, nach der wir in der Information fragen wollten -sie lag auf der anderen Straßenseite.
Ab hier beginnt wieder ein Stück Leben für dass wir Schweden so mögen. Nur ausgewiesen mit meinem deutschen Personalausweis, erhielten wir eine kostenlose Migliedskarte in der Bibliothek und als Sahnehäubchen gibt es dort kostenlosen, schnellen Internetzugang per WLAN. Das heißt, bald können wir euch Bilder zeigen!!!
Aus Angst vor weiteren Knock-outs verließen wir fluchtartig die Stadt, ohne noch nach Telefonkarten oder gar Bankkarten zu fragen. Nein Danke.
Daheim angekommen war es zu spät, um noch mit dem Renovieren zu beginnen. Deshalb haben wir ein Beet vor der Hütte angelegt und unseren weitgereisten Tobinambur einen festen Platz gegeben. Später habe ich mir ein Eimerchen genommen, bin zu Persson gelaufen und dort im Pferdemist nach Würmern für die Wurmkiste gegraben. Auf dem Heimweg dachte ich: "Statt jetzt in irgendeiner Großstadt in Deutschland mich durch die Rush-hour ins Hotel zu quälen, um dann dort auf dem Bett vor dem Fernseher den Abend zu verplempern, laufe ich hier mit einem Eimerchen voll Pferdescheiße und ein paar Würmern drin durch die herrlichste Landschaft!" und glaubt mir, spätestens da war der Vormittag vergessen!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Einheitssosse. Ich fühle mich geehrt den ertsen Kommentar zu schreiben 8mal wieder :o)). Euer Blog geht ja richtig gut ab! Da schreiben die Leutz aus Zwickau, Sulzbach, Würzburg und Singapur....Ich habe mich ja besonders über die Nachricht gefreut das ihr endlich einen Internetzugang gefunden habt!!!! Allerdings erinnert mich der Dorfheini-Architekt an die willkürliche und umständliche Bürokratie von Deutschland...ist nicht fair was der mit euch macht! Ich hoffe ihr entwickelt einen Plan B. Ach ja, kann wirklic hsein das ihr nächsten Sommer ein paar Sportler auf eurem Grundstück begrüßen dürft. Lg

Anonym hat gesagt…

Guckt mal in eure Mails :)

Anonym hat gesagt…

hi ihr beide!! ich freu mich das ihr euch so wohl in schweden fühlt. vermissen tun wir euch trotzdem alle!!! ich hoffe für euch leuft es weiterhin besser und das ihr im winter ein vernünftiges klo habt!! gruß katharina v.